Und indem ich sie [die Bewegung auf der Bühne] in völliger Ruhe (
die ausgezeichnetste Bewegung von allen!) und vollkommen allein erwartete, hat es mich
andrerseits, um diese wunderbare Ruhe zu beenden, unwiderstehlich hinuntergezogen,
der Leere entgegenzufallen, in einer unaufhörlichen Bewegung, die in eine andere,
ebenfalls unaufhörliche, Bewegung eindringt, ohne vorher anzuklopfen, welche sich über
die Bühnenebene unten ausbreiten würde wie ein Flächenbrand und sein Gelöschtwerden zugleich,
nur wann?, als würden die Körper aus Kübeln dorthin ins Feuer geschüttet, und wenn diese Ebene
der Bühne sich unendlich ausdehnen würde, so würden sich auch die Körper unendlich und
immerwährend weiterbewegen, und ich würde endlich einmal Teil dieser Bewegung sein, die doch
vom Regisseur so genau ausgedacht, berechnet, angeordnet wäre und dennoch letztlich ohne
Ende und Ziel, auf das man schießt, indem man über es hinausschießt.
aus: Elfriede Jelinek: In einem leeren Haus . In: Theater heute. Jahrbuch 1998, S. 85-86.
Über die Situation der Autorin, wenn ihr Stück fürs Theater inszeniert wird; Reflexionen aus Anlass eines Probenbesuchs von
Einar Schleefs
Inszenierung ihres Theatertextes
Ein Sportstück (1998)
am
Wiener Burgtheater
. Über die Bewegung der
Körper
auf der Bühne.