In Fetzen

Abdrucke

auch in:

 

Zur Mode von

Ju­nya Wa­tana­be

aus Anlass eines Berichts in der Sendung Willkommen Österreich im ORF. Auszüge des Textes waren von Herbst 2011 bis Jänner 2012 im Rahmen des Modeschwerpunktes der

Kunst­hal­le Wien

auf dem Leuchtband am Dach des project space karlsplatz zu sehen. Über bürgerliche, insbesondere weibliche (

Frau

) Kleidungscodes (

Mo­de

), auch die Themen

Ka­pi­ta­lis­mus

und

An­ti­se­mi­tis­mus

werden angeschnitten.

 

Da gehen die Models also in diesen wunderbaren Tweed-Kostümen von Junya Watanabe herum, die die (noch viel teureren) Chanel-Kostüme, die wiederum gehobene weibliche Persönlichkeiten an sich herumtragen, weil diese Frauenpersönlichkeiten ja allein nicht gehen könnten, spielerisch ironisieren und parodieren, indem sie sie teilweise an den Nähten aufreissen, ausfransen lassen, schiefe Säume „verschneiden“, den Reichtum als solchen, der sich in diesen Teilen kodiert, gleichzeitig verarschen und lächerlich machen, nein, das wollen die Reichen aber nicht. Sie haben schließlich diese Kleider, in denen auf eingenähten Labels Chanel oder Prada steht, gekauft, um sich darin als Begebenheit, die jede Vorstellungskraft sprengt (was sie vortäuschen wollen!) und jedes Vergnügen herbeischafft, wenigstens irgendwelche Eigenschaften, Gaben, Talente anmaßen zu können, einer muß es ja tun, und so tun es halt ihre Kleider für ihre Larven, die, matt getönt, gespritzt, operiert, geklopft, wie Hunde an ihnen emporspringen, damit gezeigt wird, wie lieb man sie haben muß, aber nicht darf, weil sie über uns stehen. Egal.

aus: Elfriede Jelinek: Damenmoder. In: Neuburger, Susanne / Rüdiger, Barbara (Hg.): Reflecting Fashion. Köln: Buchhandlung Walther König 2012, S. 8-12, S. 9.

Übersetzungen

Englisch

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Essayistische Texte, Reden und Statements