Das Außer Sich Geraten im Sprechen der beiden Frauen, Elektra und Antigone, ist
ein sublimierter sexueller Akt, vielleicht könnte man sagen: eine Art Todestrieb,
ein Trieb zum Verderben, der in den Frauen wütet, während die eine den Tod ja
besänftigen (bestechen?) will durch das Begraben des Leichnams, die andere ihre
Schwester, ihren Bruder ins Töten (bei dem das nicht mehr nötig ist, ihm wurde
schon befohlen, was zu tun ist. Nur die Elektras brauchen keine Befehle) hineinsetzen möchte.
aus: Elfriede Jelinek: Nichts hinter dem Berg.
In: Programmheft der Volksbühne Berlin zu Werner Schroeters Projekt Alles ist tot-Formen der Einsamkeit ANTIGONE//ELEKTRA, 2009.
Über die Figuren Elektra und Antigone (
Antike
,
Frau
) in der Deutung von
Hofmannsthal
(Elektra) und
Hölderlin
(Antigone) und ihr „Außer sich Geraten im Sprechen“; verfasst für das Programmheft des Projekts von
Werner Schroeter
(Premiere: 17.6.2009) im Rahmen eines Antike-Schwerpunkts an der Berliner Volksbühne.