Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek hatte dem neuen Staatsoberhaupt eine sarkastische Grußadresse gewidmet: „Wir glauben keineswegs“,
heißt es darin, „daß Sie je ein Nazi waren, aber wir sehen, daß Sie sich während Ihres Wahlkampfes fortwährend zu einem gemacht haben.
Je mehr Sie zugaben, desto mehr haben Sie sich entlarvt als Kumpel der antisemitischen Stammtischgröler, der augenzwinkernden Judenhasser,
der renommiersüchtigen alten Kriegshelden, die ihrer schönsten Zeit als Eindringlinge in fremde Erde immer noch nachtrauern.
Diese Pflichterfüller, zu denen wollen Sie gerne gehören, zu denen gehören Sie jetzt. Für immer.“
Elfriede Jelinek: o. T.
In: Sigrid Löffler: Ein Holzroß auf dem Stephansplatz. Wie die Wiener gegen die Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten protestierten.
In: Die Zeit, 18.7.1986.
Grußadresse an den neugewählten Bundespräsidenten
Kurt Waldheim
(
Nationalsozialismus
,
Vergangenheitsbewältigung
), über den Jelinek auch ihren Theatertext
Präsident Abendwind
(1986) verfasste.