Diese Vielsprachigkeit, die ich dort überall angetroffen habe, allerdings auch mit einem starken Drall zum Deutschnationalismus, was wohl dem Minderheitenstatus als Deutsche geschuldet war, hat mir eine Art Kultiviertheit und Weltoffenheit gezeigt, die man heute nur noch selten findet. […] Herta Müller hat das ja so wunderbar und immer wieder beschrieben, das Leben als Mitglied der deutschen Minderheit in diesen Dörfern. Ich habe die Gegend als sehr arm und trostlos in Erinnerung, ein einziger aufgewühlter Erdhaufen mit kleinen Häuschen dazwischen, davor Hühner und Kettenhunde. Es war das erste und letzte Mal, daß ich meine Verwandten aus Rumänien getroffen habe. Inzwischen sind sie alle tot.
aus: Elfriede Jelinek: o. T. In: Euphorion (Rumänien) 1-2/2006, S.19. (auf Deutsch und Rumänisch, Ü: Laura Balomiri, Cristina Roman)
Entstanden für einen Jelinek-Schwerpunkt in
Hermannstadt (Sibiu)
am
14. und 15.12.2005,
organisiert vom Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt und dem Österreich-Lektorat Hermannstadt. Der Text beschreibt eine Auto-Reise Jelineks mit ihrer
Mutter
im Jahr
1970
oder
1971
nach Anina, dem Geburtsort ihrer Großmutter. Der Text wurde bei der Veranstaltung von
Laura Balomiri
vorgelesen.
Bei der Tagung CROSSBORDERS – CULTURAL TRANSFER IN PROGRESS an der Spiru Haret Universität Bukarest, veranstaltet von der
Forschungsplattform Elfriede Jelinek
der
Universität Wien
und der Spiru Haret Universität Bukarest
(22.-23.5.2015),
wurde der Essay, von
Jelinek
eingelesen, als Audioaufnahme eingespielt und von Studierenden aus
Wien
(auf Deutsch) und aus
Bukarest
(auf Rumänisch, in der Übersetzung der Studierenden, die danach im JELINEK[JAHR]BUCH veröffentlicht wurde) als Sprechchöre gestaltet (zu sehen auf: https://fpjelinek.univie.ac.at/veranstaltungen/symposium-bukarest-2015/ (24.11.2025).