Präsident Abendwind

Hörspielfassung

Hörspielfassung von Jelineks Theatertext

Prä­si­dent Abend­wind (1987)

, dem

Jo­hann Nes­troys

Häuptling Abendwind oder Das greuliche Festmahl. Eine Operette (1862) zugrunde liegt

Produktion

Leitungsteam

SprecherInnen

MusikerInnen

Hel­muth He­rold

(Mundharmonika),

Klaus Bur­ger Au­ba

,

Edith Sa­lo­mon-We­ber

(Percussion), Musikalische Einstudierung:

Oth­mar Cos­ta

.

Erstsendung

  • 30.11.1992

Weitere Aufführungen:

 

Die Sprechtexte des Theatertextes

Prä­si­dent Abend­wind

und des gleichnamigen Hörspiels sind im Wesentlichen identisch. Die Couplets (

Mu­sik

) von Ottilie, Lizzy und Apertutto sowie das Duett zwischen Hermann und Ottilie, die im Erstdruck des Theatertextes fehlen, wurden von

Pe­ter Zwet­koff

für das Hörspiel im Wienerlied-Stil komponiert. In den darauffolgenden Abdrucken des Theatertextes wurden diese Lieder sukzessive ergänzt. Neben den Musiksequenzen wird in der akustischen Umsetzung mit Geräuschen wie z.B. dem Gejohle der InselbewohnerInnen und Trommelwirbeln gearbeitet. Die Regieanweisungen im Typoskript sind dieselben wie im Theatertext und werden im Hörspiel von Jelinek in der Rolle der Reporterin gelesen. In Anlehnung an die

Wald­heim

-Affäre thematisiert das Hörspiel die Verdrängung der Verbrechen des

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

in

Ös­ter­reich

(

Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung

).

 

Ottilie (singt):
Kommens rein, mit eignen Händen
werden wir Ihr Leem beenden!
Dürfens vorher Würschtl fressen,
damit Sie uns nie mehr vergessen,
als ein Tourist mit Fotoapparat,
der unsere Därm durchwandert hat.
Das macht eine Wirkung in unsere Magen
nicht jedes Volk kann soviel vertragen
wie mir, drum gebns uns ein bissel Ihr Fleisch,
nur wann mir fressen san mir im Himmelreich!
Die Tschuschn, die Neger sind eine Verlockung,
die fressn mir gleich direkt aus der Verpackung.
Mit Senf tun mir unsere Teller verschmiern,
die Serben, die fressen mir gleich im Papier.
Dann hams den Scherm auf, is des net a Landerl?
Zum Anbeißen! Gebns gschwind uns Ihnarer Handerl,
dort vorn hinterm Türl, da gibts was zum Saufen,
und die Bergerl, die Täler san aa zum Verkaufen,
die Seen, die Schlesser wern mitm Alter immer besser.
Gehns schauns, da drin
steht unsare Wurschtmaschin!
Drum nicht geziert, hereinspaziert!
meine Herrschaften, denn:
Es wird ein Wein sein
und Sie wern nimmer sein!
Mir fressn Sie solangs uns gfreit!
’s wird scheene Maderln gebn,
und Sie wern nimmer leem
am liebsten fressmer fremde Leut!
Es wird ein Wein sein
und Sie wern nimmer sein!
Mir ham an Gusto, mir san jo net bleed!
’s wird scheene Maderln geem
und Sie wern nimmer leem,
uns selber fressen tan mir neet!
aus: Elfriede Jelinek: Präsident Abendwind. Hörspieltyposkript, BR 1992. (Beginn; Lied, das für die Hörspielfassung verfasst wurde)

Mehr unter Texte für Hörspiele

Texte für Hörspiele
Texte für Hörspiele