Sofort alles aufheben!

Abdrucke

Je­li­nek, El­frie­de

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Sofort alles aufheben! In: manuskripte 158 (

2002

), S. 84

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Zum 60. Geburtstag

Pe­ter Hand­kes

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Hand­ke

sei ein Autor, der nicht schreibt, was er weiß, sondern was er sieht; die Gegenstände beschreibe er so, wie sie keiner zuvor gesehen oder beschrieben habe.

 

Die Wehrlosigkeit der Gegenstände, die der Dichter eine ganze Weile nachdenklich betrachtet hat, zieht sich vor ihrer Wertlosigkeit erschrocken zurück. Will vielleicht jemand, daß sie verschwinden? Also dieser Dichter will das nicht. Doch da kommt er schon wieder am Abend vorbei, der Schreiber, und bezeichnet sie. Schon aus der Luft sind sie jetzt auszumachen, angeknipst hat er sie ja. Indem er sie bezeichnet hat. Sie dürfen noch nicht ihren lieben armen Wert verlieren, müssen erst noch beschrieben werden, und zwar unbedingt so, wie noch keiner sie zuvor gesehen hat. Genau! Das ist es. Die kleinen Dinge erdulden diesen Blick und geben ihn kraftvoll zurück, aber sie schlagen nicht zu. Sie werden, habe ich den Eindruck, bei Handke in Fraktale zerlegt, in immer kleinere, dabei immer noch selbstähnliche Einheiten, die immer genauer und noch genauer betrachtet werden müssen, [...].

aus: Elfriede Jelinek: Sofort alles aufheben! In: manuskripte 158 (2002), S. 84.

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Essayistische Texte, Reden und Statements