Warum sagen Sie nicht gleich, die Nazis hätten die Juden ausgerottet, damit diese das Gift ihrer Wahnidee vom Unbewußten
nicht weiter über den bewußten und rational denkenden Teil der Welt verspritzen konnten? „Die Psycho-Falle“ hat man sich
also vorzustellen als eine Art jüdischer Weltverschwörung, eigens dazu gegründet, „jüngere, gebildete Weiße aus der Mittelschicht“
auszunehmen bis aufs Hemd. Den Armen reißt man das Hirn gleich ganz heraus, wie Sie so richtig schreiben.
Da ist Sigmund Freud nun so luxuriös im Orient-Express aus Wien abgefahren, zu dem einzigen Zweck, ein noch viel schöneres
Arbeitszimmer in London beziehen zu können […]. (Die kursiv geschriebenen Textstellen wurden vom „Spiegel“ gekürzt.)
aus: Elfriede Jelinek: Elfriede Jelinek (Wien): Ein Leserbrief .
In: Bulletin 11/1998, S. 113-115, S. 114-115.
Leserbrief, in dem gegen die antisemitischen Töne (
Antisemitismus
) des Spiegel -Beitrags über
Sigmund Freud
( Tragische Gestalt Freud . In: Der Spiegel, 15.6.1998) (
Psychoanalyse
) protestiert wird; der Leserbrief wurde vom Spiegel so gekürzt, dass er ins Gegenteil verkehrt wurde. Die Originalfassung und der gekürzte Leserbrief wurden daraufhin, versehen mit einem Kommentar, abgedruckt in:
Elfriede Jelinek (Wien): Ein Leserbrief.
Jelinek, Elfriede
:
In: Bulletin. Zeitschrift der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung 11/
1998
, S. 113-115
(Titel: Elfriede Jelinek (Wien): Ein Leserbrief )
.
Die Originalfassung auch online:
Jelinek, Elfriede
:
Na, das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen. http://www.elfriedejelinek.com/ffreud.html (15.7.2014)
1998
(= Elfriede Jelineks Website, Rubrik: zu Politik und Gesellschaft; Titel: Na, das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen ).