Die Klavierspielerin
Roman
Cover des Erstdrucks, 1983
Cover des Erstdrucks, 1983
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Reinbek
:
Rowohlt
1983
(= das neue buch)
.
Auflage 15.400.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Reinbek
:
Rowohlt
1998
.
Auflage 5.000.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Reinbek
:
Rowohlt
1986
(= rororo 5812, ab 1999: = rororo 15812)
.
Auflage 498.000.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Reinbek
:
Rowohlt Taschenbuch Verlag
2001
(= rororo 23166)
DN.
Auflage 16.900.
Es handelt sich um eine Ausgabe zur
Verfilmung von Michael Haneke
. Zwischen S. 144 und 145 finden sich Bilder aus dem Film. Am Ende des Buches gibt es eine Auflistung der Mitwirkenden und eine Kurzbiographie von Michael Haneke.
darin:
Jelinek, Elfriede: Die Klavierspielerin. S. 7-285.
Jelinek, Elfriede: Im Lauf der Zeit. S. 287-289.
Töteberg, Michael: Filmsplitter. S. 291-295.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Reinbek
:
Rowohlt
2004
(= rororo 23925)
.
Auflage 9.000.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Reinbek
:
Rowohlt
2006
(= rororo 24175)
.
Auflage 12.900.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Lizenzausgabe für die
Europäische Bildungsgemeinschaft Verlags-GmbH
, Stuttgart, die
Bertelsmann Club GmbH
, Gütersloh, die
Buchgemeinschaft Donauland Kremayr & Scheriau
, Wien, und die
Buch- und Schallplattenfreunde GmbH
, Zug/Schweiz
1984
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Lizenzausgabe der
Buchgemeinschaft Donauland Kremayr & Scheriau
, Wien, und der angeschlossenen Buchgemeinschaften
1985
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
2004
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin. Nobelpreis für Literatur 2004.
Berlin
:
Coron
2005
(= Nobelpreis für Literatur 99)
DN
.
Der Band ist eine auf den Kreis der Nobelpreisfreunde beschränkte Sonderausgabe anlässlich der
Nobelpreisverleihung
.
darin:
Mayer, Hans: Kleine Geschichte der Zuerkennung des Nobelpreises an Elfriede Jelinek. S. 9-17.
Engdahl, Horace: Verleihungsrede anlässlich der Überreichung des Nobelpreises an Elfriede Jelinek. S. 19-23.
Jelinek, Elfriede: Nobelvorlesung 2004 von Elfriede Jelinek. Im Abseits. S. 25-41.
Löffler, Sigrid:
Die Mutter als Wille und Vorstellung. Elfriede Jelineks „Klavierspielerin“, gefangen im Innern der Kunst, des Körpers und der Sprache. S. 43-56.
Jelinek, Elfriede: Die Klavierspielerin. S. 57-306.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
2008
(= LesensWert. Deutschsprachige Literatur im Spiegel der letzten hundert Jahre)
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
Reinbek
:
Rowohlt
2012
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
In: M. Das Magazin 2/
1983
, S. 70-72
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
In: Volksstimme (Beilage),
4.3.1983
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Hausmusik.
In:
Ledig-Rowohlt, Heinrich Maria
(Hg.):
Humor des 20. Jahrhunderts.
Reinbek
:
Rowohlt
1984
, S. 168-175
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
In: Deutsche Volkszeitung/die tat,
21.11.1986
.
Jelinek, Elfriede
:
Alte Frauen.
In:
Gumpelmayer, Heinz
(Hg.):
Reise Textbuch Wien.
München
:
dtv
1987
, S. 148-149
.
Jelinek, Elfriede
:
Andere Welten.
In:
Gumpelmayer, Heinz
(Hg.):
Reise Textbuch Wien.
München
:
dtv
1987
, S. 237-239
.
Jelinek, Elfriede
:
Heideblume.
In: neue deutsche literatur 417 (
1987
), S. 88-92
.
Jelinek, Elfriede
:
Elfriede Jelinek aus: Die Klavierspielerin.
In:
Hirschfelder, Hans Ulrich
/
Nieke, Gert
(Hg.):
Nachtstücke.
Frankfurt am Main
:
suhrkamp taschenbuch verlag
1988
, S. 180-192
.
Jelinek, Elfriede
:
Aus Elfriede Jelinek: „Die Klavierspielerin“. Roman. Reinbek (Rowohlt) 1983.
In:
Winkels, Hubert
:
Einschnitte. Zur Literatur der 80er Jahre.
Köln
:
Kiepenheuer & Witsch
1988
, S. 76-77
.
Jelinek, Elfriede
:
Der Brief.
In:
Hoffmann, Gerhard
(Hg.):
Die Lust am Mann.
Berlin
:
Albino Verlag
1989
, S. 128-141
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierlehrerin [sic].
In:
Keiser, Carolin
(Hg.):
Zärtliche Blüten der Lust. Erotische Geschichten voller Sinnlichkeit.
Bern
:
Scherz
1991
, S. 135-143
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Voyeurin.
In: Magazin 11/
1991
, S. 60-65
.
Jelinek, Elfriede
:
Elfriede Jelinek.
In: Süddeutsche Zeitung (Magazin),
11.10.1991
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
In:
Wintersberger, Astrid
(Hg.):
Manche Künstler sind Dichter. 88 zündende Beispiele aus Österreich.
Salzburg
:
Residenz Verlag
1993
, S. 97-100
.
Jelinek, Elfriede
:
Prater 1.
In:
Reichensperger, Richard
(Hg.):
Vorfreude Wien. Literarische Warnungen 1945-1995.
Frankfurt am Main
:
S. Fischer
1995
, S. 290-294
.
Jelinek, Elfriede
:
Prater 2.
In:
Reichensperger, Richard
(Hg.):
Vorfreude Wien. Literarische Warnungen 1945-1995.
Frankfurt am Main
:
S. Fischer
1995
, S. 300-306
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierlehrerin [sic].
In:
Schneider, Wolfgang
(Hg.):
Spielarten der Liebe.
Frankfurt am Main
:
suhrkamp taschenbuch verlag
1995
, S. 193-205
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Klavierspielerin.
In:
Cornejo, Renata
/
Gritsch, Beate
(Hg.):
Das weite Land Österreich. Skriptum zur Landeskunde und Gegenwartsliteratur Österreichs.
Ústi nad Labem
:
Purkyne
1996
, S. 143-144
.
Jelinek, Elfriede
:
Weichporno.
In:
Laubinger, Horst
(Hg.):
Literarische Streifzüge durch Filmpaläste und Theater.
Cadolzburg
:
ars vivendi verlag
1996
, S. 131-133
.
Jelinek, Elfriede
:
Augenlust.
In:
Eybl, Franz M.
(Hg.):
Ganz Wien ist ein Beisel. Literarische Eindrücke aus Wiener Hotels & Gaststätten.
Wien
:
Döcker
1998
, S. 165-176
.
Jelinek, Elfriede
:
Die kalte Lust der Zuschauer. Elfriede Jelinek. Die Klavierspielerin.
In:
Niemann, Norbert
/
Rathgeb, Eberhard
(Hg.):
Inventur. Deutsches Lesebuch 1945-2003.
München
:
Hanser
2003
, S. 270-273
.
elfriede jelinek: die klavierspielerin. gelesen von therese affolter. 3 CDs.
Affolter, Therese
Wien
:
Preiser Records (Hörwelten)
2003
.
Die Klavierspielerin.
Nüsse, Barbara
In: Eros. Erotische Episode von Hildegard von Bingen bis Elfriede Jelinek.
München
:
Der HörVerlag
1996
.
Pianistka.
Skolmowski, Michael
/
Ü:
Turczyn, Ryszard
.
Warschau
:
Propaganda
2006
.
Pijanictka.
Dukic, Blagorodna
/
Ü:
Popovska, Slobodanka
.
Skopje
:
Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik
2015
.
Jelineks Essay
Schamgrenzen? Die gewöhnliche Gewalt der weiblichen Hygiene (1983)
Patricia Jüngers Hörstück
Muttertagsfeier oder die Zerstückelung des weiblichen Körpers (1984)
Patricia Jüngers Funkoper
Die Klavierspielerin (1988)
Patricia Jüngers Oper
Die Klavierspielerin (1989)
Kristine Sommerlades Tanztheateradaption
Die Klavierspielerin (1989)
Renate Fuhrmanns Sprach-Bild-Klang-Spiel-Collage
Den Stein wegzuwälzen... (1994)
Stephan Brülharts Verfilmung
Die Klavierspielerin (1997)
Michael Hanekes Verfilmung
La pianiste (Die Klavierspielerin) (2001)
Robert Draxlers, Ronald Putzkers und Robert Jazze Niederles Graphic Novel
Die Klavierspielerin (2003)
Dimitris Karantzas szenische Fassung
I Pianistria (2020)
Erika will erst nach einer Irrung und nach Wirrnissen geliebt werden, gibt sie an.
Sie spinnt sich ganz in ihre Gegenständlichkeit ein und sperrt ihre Gefühle aus.
Die Kredenz ihrer Scham, den Kasten ihres Unbehagens hält sie krampfhaft vor sich hin,
und Klemmer soll diese Möbel mit Gewalt wegrücken, um zu Erika zu gelangen.
Sie will nur Instrument sein, auf dem zu spielen sie ihn lehrt. Er soll frei sein,
sie aber durchaus in Fesseln. Doch ihre Fesseln bestimmt Erika selbst.
Sie entscheidet, sich zum Gegenstand, zu einem Werkzeug zu machen; Klemmer wird
sich zur Benützung dieses Gegenstands entschließen müssen. Erika zwingt Klemmer zum
Lesen eines Briefs und fleht innerlich dabei, daß er sich über den Inhalt des Briefs,
kennt er ihn erst, hinwegsetzen möge bitte. Und sei es nur aus dem einen Grund,
daß es wahrhaftig Liebe ist, was er empfindet, und nicht nur deren lockerer Anschein,
der auf den Matten glänzt. Erika wird sich Klemmer vollkommen entziehen,
falls er sich weigern sollte, ihr Gewalt zuzumuten. Doch sie wird jederzeit glücklich
über seine Zuneigung sein, die Gewalt ausschließt gegen das Geschöpf seiner Wahl.
Nur unter der Bedingung von Gewalt jedoch darf er sich Erika zulegen. Er soll Erika
bis zur Selbstaufgabe lieben, dann wird wiederum sie ihn bis zur Selbstverleugnung lieben.
Sie reichen einander andauernd beglaubigte Beweise für Zuneigung und Ergebenheit.
Erika wartet darauf, daß Klemmer aus Liebe Gewaltverzicht schwört. Erika wird sich
aus Liebe verweigern und verlangen, daß mit ihr geschehen soll, was sie in dem Brief
bis ins Detail gehend fordert, wobei sie inbrünstig hofft, daß ihr erspart bleibe,
was sie in dem Brief verlangt.
Klemmer blickt Erika in Liebe und Verehrung an, als blickte ihn jemand dabei an,
wie er Erika in Verehrung und Ergebenheit anblickt. Der unsichtbare Zuschauer
blickt Klemmer über die Schulter. Was Erika betrifft, so blickt ihr Erlösung über die
Schulter, auf die sie hofft. Sie befiehlt sich Klemmer in die Hände und hofft auf
Erlösung durch absolutes Vertrauen. Sie erwünscht von sich Gehorsam und von
Klemmer Befehle, um ihren Gehorsam zu komplettieren. Sie lacht: dazu gehören zwei!
Klemmer lacht mit. Danach gibt er an, daß wir keinen Briefwechsel benötigen,
weil ein schlichter Kußwechsel genügen würde. Klemmer versichert der künftigen Geliebten,
daß sie ihm alles, aber auch alles sagen könne und nicht extra schreiben müsse.
Schämen darf sich die Frau, die Klavier spielen gelernt hat, ruhig!
Durch gutes Aussehen kann sie einen aufgrund von Wissen permanent absterbenden
Geschlechtsreiz für den Mann ersetzen.
Der Roman ist in zwei große Abschnitte gegliedert, die mit römischen Ziffern versehen sind (I, II). Die Protagonistin Erika Kohut lebt, nachdem ihr geisteskranker
Vater
(
Wahnsinn
) verstarb, mit ihrer
Mutter
in Wien (
Österreich
). Von der Mutter, die dem Kleinbürgertum entkommen will (
Gesellschaft
), zur Konzertpianistin (
Musik
) gedrillt, bleibt ihr nach einem gescheiterten Auftritt nur die Lehre am Konservatorium. Auch als Erwachsene wird sie von der Mutter streng überwacht, vor allem
Sexualität
ist für sie verboten. Um dieser Kontrolle zu entgehen, hält Erika ihre eigenen Wünsche geheim: sie kauft teure Kleider (
Mode
), besucht Pornokinos und Peepshows (
Pornografie
), beobachtet kopulierende Paare in den Praterauen, fügt sich mit der Rasierklinge des Vaters Verletzungen zu. Als der Student Walter Klemmer ihr Klavierschüler wird, entwickelt sich zwischen ihnen eine von Machtkämpfen geprägte Beziehung. In einem Brief gibt Erika Klemmer detaillierte Anweisungen, wie er sie zu quälen und zu erniedrigen hat (
Gewalt
,
Masochismus
). Klemmer weigert sich zunächst, ihre Wünsche zu erfüllen, vergewaltigt sie aber dann brutal. Am nächsten Tag macht sich Erika mit einem Messer auf den Weg zu Walter, doch statt es gegen ihn zu richten, fügt sie sich selbst damit eine Wunde zu und geht wieder in Richtung nach Hause.
Wie schon in
Die Ausgesperrten (1980)
zitiert und parodiert Jelinek auch in diesem Roman Theorien der
Psychoanalyse
. Weitere intertextuelle Referenzen gibt es zur Literaturtradition, u.a. zu
Goethe
,
Rilke
,
Bachmann
und
Kafka
, sowie zum Text von
Schuberts
Liedzyklus Winterreise , auf den sich auch ihr gleichnamiger
Theatertext (2011)
bezieht. Die Mutter-Tochter-Beziehung greift Jelinek wieder in ihrem Roman
Die Kinder der Toten (1995)
auf.
Mit Die Klavierspielerin gelang Jelinek der literarische Durchbruch, die wissenschaftliche Rezeption betonte die formalästhetischen Aspekte ihres Textes, während einige LiteraturkritikerInnen ablehnend reagierten und der Autorin vorwarfen, ihr Text wäre pornographisch.