Im Abseits

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  • Autsajderstvo. Nobelivska Lekzia. In: KRYTYKA 6/

    2005

    , S. 29-31

    (Ü:

    Ty­mo­fiy Havry­liv

    , Titel: Autsajderstvo. Nobelivska Lekzia )

    .

 

Dankesrede (Nobelvorlesung) zur Verleihung des Nobelpreises 2004 (

No­bel­preis

). Die Rede – ein poetologischer Grundsatztext über ihre literarische Arbeit (

Schreib­ver­fah­ren

), ihre Position als Autorin im Abseits (

Au­ßen­sei­te­rin

) und das Verhältnis von Schreiben und Wirklichkeit – wurde, von Jelinek gelesen, am 7.12.2004 per Video bei der dafür vorgesehenen Veranstaltung in der Schwedischen Akademie in Stockholm eingespielt. Video-Vorführungen an weiteren Orten folgten. Die weltweiten Reaktionen auf die Rede sind im Buch

El­frie­de Je­li­nek

Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek. DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums 1

Wien

Prae­sens Ver­lag

2005 dokumentiert.

VIDEO:

Das 39-minütige Video mit Jelineks Lesung kann (auf Deutsch, wahlweise mit oder ohne englische Untertitel) auf der Website der Nobelstiftung und auf YouTube angesehen werden: https://www.nobelprize.org/prizes/literature/2004/jelinek/lecture/ (09.09.2019)2004(= Website der Nobelstiftung).

TV-AUSSTRAHLUNG DES VIDEOS:

  • Im Abseits. 8.12.2004

    (Sendung des Videos der Nobelvorlesung)

RADIO-SENDUNG:

Radio-Sendung:

  • Journal Panorama7.12.2004

    (Diese Lesung der Rede durch

    Je­li­nek

    wurde eigens für ORF/Ö1 aufgenommen)

CD:

  • Anna Blume trifft Zuckmayer. 60 legendäre Dichter in Originalaufnahmen 1901-2004.

    Mün­chen

    :

    der hör­ver­lag

    2006

    (Ausschnitt aus der vom Schwedischen Fernsehen aufgezeichneten Nobelvorlesung auf der 1. CD)

    .

 

Es läuft zur Sicherheit, nicht nur um mich zu behüten, meine Sprache neben mir her und kontrolliert, ob ich es auch richtig mache, ob ich es auch richtig falsch mache, die Wirklichkeit zu beschreiben, denn sie muß immer falsch beschrieben werden, sie kann nicht anders, aber so falsch, daß jeder, der sie liest oder hört, ihre Falschheit sofort bemerkt. Die lügt ja! Und dieser Hund Sprache, der mich beschützen soll, dafür habe ich ihn ja, der schnappt jetzt nach mir. Mein Schutz will mich beißen. Mein einziger Schutz vor dem Beschriebenwerden, die Sprache, die, umgekehrt, zum Beschreiben von etwas anderem, das nicht ich bin, da ist – dafür beschreibe ich ja soviel Papier –, mein einziger Schutz kehrt sich also gegen mich. Vielleicht habe ich ihn überhaupt nur, damit er, indem er vorgibt, mich zu schützen, sich auf mich stürzt. Weil ich im Schreiben Schutz gesucht habe, kehrt sich dieses Unterwegssein, die Sprache, die in der Bewegung, im Sprechen, mir ein sicherer Unterstand zu sein schien, gegen mich. Kein Wunder. Ich habe ihr doch sofort mißtraut. Was ist das für eine Tarnung, die dazu da ist, daß man nicht unsichtbar wird, sondern immer deutlicher? Die Sprache gerät ja irrtümlich manchmal auf den Weg, aber aus dem Weg geht sie nicht. Es ist kein willkürlicher Vorgang, das mit Sprache Sprechen, es ist einer, der unwillkürlich willkürlich ist, ob man will oder nicht.

aus: Elfriede Jelinek: Im Abseits In: ALG (Hg.): „Ich natürlich, oder?!“. Deutschsprachige Literaturnobelpreisträger. Berlin: ALG 2007, S. 164-175, S. 167.

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Essayistische Texte, Reden und Statements