Der Gockel (Le dindon, 1896)

Programmheft zur Erstaufführung am Stadttheater Würzburg, 1987

Personen

Pontagnac; Vatelin; Redillon; Soldignac; Pinchard; Jean; Gérome; Victor; Hoteldirektor; 1. Kommissar; 2. Kommissar; Lucienne Vatelin; Clotilde Pontagnac; Maggy Soldignac; Madame Pinchard; Armandine; Clara; Polizisten, Hotelgäste.

Abdrucke

Teilabdruck:

 

Jelinek erstellte alle Übersetzungen von

Fe­ydeau

-Theaterstücken im Auftrag des

Thea­ter­ver­lags Ute Nys­sen & J. Ban­se­mer

. Ein Großteil der Übersetzungen stammt aus den 1980er Jahren. Sowohl wirtschaftlich-finanzielle als auch ästhetische Überlegungen des Verlags waren für die Wahl Jelineks ausschlaggebend: so sollten die Übersetzungen Jelinek zu höheren Honoraren und einer größeren Bekanntheit im Theaterbereich verhelfen (zumal

Fe­ydeau

-Stücke häufig an größeren Bühnen gespielt werden) und gleichzeitig die von herkömmlichen Vorstellungen geprägte

Fe­ydeau

-Rezeption im deutschsprachigen Raum erneuern.

Charakteristisch für den Stil der Übersetzungen sind einerseits Aktualisierungen in der Wortwahl, andererseits aber auch die Beibehaltung des Sprachrhythmus sowie der Wortspiele und die Betonung des gesellschaftskritischen Gehalts der Originale. Zentrale Aspekte sind die Hinterfragung geschlechts- und klassenspezifischer Konventionen (

Frau

,

Mann

) der

Ge­sell­schaft

und das Aufzeigen der Doppelbödigkeit der bürgerlichen Moral, die sich vor allem in der

Ehe

und der

Fa­mi­lie

sowie im Umgang mit

Se­xua­li­tät

manifestiert.

Jelinek erstellte die Übersetzung von Der Gockel 1986. Im Mittelpunkt der Verwechslungskomödie stehen die Seitensprünge von Pontagnac und Vatelin. Als deren Frauen, Lucienne und Clotilde, darauf aufmerksam werden, beschließen sie, sich dafür zu revanchieren. Durch die Verwechselungen werden geschlechtsspezifischer Konventionen (

Frau

,

Mann

) hinterfragt und die Doppelmoral der bürgerlichen

Ge­sell­schaft

demaskiert.

 

Mme Pontagnac: Ach! Jetzt sehe ich klar, dass meine Vermutungen direkt ins Schwarze getroffen haben! Oh! Jetzt weiß ich, was ich wissen wollte! Und jetzt zu uns beiden, Monsieur Pontagnac! Ich stell mich tot, ich werde Sie beschatten lassen, ich werde Sie auf frischer Tat ertappen und dann!...
(Kommt nach vorne)
Lucienne: Und dann...?
Mme Pontagnac:(nimmt den Sessel und stellt ihn zum Sofa) Ha!... Mehr sage ich nicht.
Lucienne: Gleiches mit Gleichem vergelten?
Mme Pontagnac: Aber voll!
Redillon: (erhebt sich) Bravo!
Lucienne: (erwärmt sich am Beispiel Madame Pontagnacs) Ha! Genau wie ich! Wenn mein Mann mich jemals...
Redillon: Ja, ja.
Mme Pontagnac: Und warum auch nicht? Ich bin jung, ich bin hübsch...
Lucienne: Ich auch!
Mme Pontagnac: Vielleicht ist es unbescheiden, so etwas zu sagen...
Redillon: Das macht nichts. Wenn man wütend ist, braucht man nicht bescheiden zu sein!
Mme Pontagnac: Jedenfalls würde ich mehr als einen finden, der entzückt wäre...
aus: Georges Feydeau: Der Gockel. http://www.dtver.de/downloads/leseprobe/n-----45.pdf (15.7.2014) (= Website des Deutschen Theaterverlags).

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