Die Kinder der Toten

Plakat

DarstellerInnen

An­drea Mai­er

(Karin),

Gre­ta Kost­ka

(Mutter),

Klaus Un­ter­rie­der

(Förster),

Ge­org Bey­er

(Big P.), lokale Bevölkerung und BesucherInnen des

stei­ri­schen herbs­tes

Filmpremiere

Filmpremiere |

  • 8.2.2019

    Ber­li­na­le Sek­ti­on Fo­rum

  • 5.4.2019

    Stadt­ki­no Wien

  • Dauer: 92 min

    DVD

    Cop­per, Kel­ly

    /

    Liš­ka, Pa­vol

    :

    Die Kinder der Toten. . DVD.

    Wien

    :

    Ho­anzl

    2019

    (= Der österreichische Film, Edition Der Standard 312)

    .

    Abdruck

    Preise

    Der Film wurde bei der Berlinale 2019 in der Kategorie Forum mit dem Preis der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique (FIPRESCI) ausgezeichnet. Beim Buenos Aires International Festival of Independent Cinema (BAFICI) 2019 erhielt er den Grand Jury Preis.

     

    Der Film entstand auf Basis von

    Kel­ly Cop­per

    s und

    Pa­vol Liš­ka

    s (

    Na­tu­re Thea­ter of Okla­ho­ma

    ) Performance

    Die Kin­der der To­ten – Der Gro­ße Dreh

    im Rahmen des Jelinek-Schwerpunkts

    Die Kin­der der To­ten

    beim

    stei­ri­schen herbst

    2017.

    Der Film wurde im Super-8-Filmformat gedreht. Ästhetisch knüpft er an die Tradition österreichischer Heimatfilme (

    Hei­mat

    ) an, die mit Elementen aus Horror-, Splatter- und Zombiefilmen (

    Un­to­te

    ) kombiniert wurden. Filme wie

    Herk Har­vey

    s Carnival of Souls und

    Erich von Stro­heim

    s Blind Husbands dienten als Vorbilder.

    Die Kinder der Toten ist als Stummfilm konzipiert. Es gibt Text-Inserts, eingeblendete Zwischentitel und Texte.

    Wolf­gang Mit­te­rer

    komponierte die Musik zum Film, die vom

    En­sem­ble Fra­nui

    ausgeführt wurde.

    Der Film wurde an „Originalschauplätzen“ des Romans in der Obersteiermark (

    Ös­ter­reich

    ) gedreht. Wie im Roman finden sich auch im Film die Pension Alpenrose, das Niederalpl, die Schneealm, der Tirolwanderweg und der Wasserfall zum Toten Weib als Handlungsorte (

    Na­tur

    ).

    Die Ereignisse des Films konzentrieren sich auf drei Handlungsmomente: Den Verkehrsunfall zu Beginn (Szene Crash ), einen Zusammenprall zweier Touristenbusse (

    Tou­ris­mus

    ) mit Feuerwehreinsatz, die Szene Cinema 666 , die Trauernde beim Betrachten ihrer Verstorbenen in Super-8-Videos und eine anschließende Attacke durch Untote zeigt (im Gegensatz zum Roman kommen die Untoten nicht aus dem Boden, sondern aus der Leinwand), und The Great Parade , einen Aufmarsch österreichischer Untoter, u.a. Kaiser

    Franz Jo­seph I.

    und

    Kai­se­rin Eli­sa­beth

    ,

    Ber­tha von Sutt­ner

    , Bischof

    Kurt Krenn

    , Nationalsozialisten (

    Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

    ) und Opfer des Holocaust (

    Ju­den­ver­nich­tung

    ).

    Der Film fokussiert auf ausgewählte Stränge des Romans: auf Karin Frenzel, die nach dem Verkehrsunfall zur Untoten wird und sich selbst als Doppelgängerin begegnet, und ihre Beziehung zu ihrer

    Mut­ter

    sowie auf den Förster und seine beiden Söhne, die Selbstmord (

    Tod

    ) begingen. Abweichend zum Roman kommt im Film eine Gruppe Syrer vor, mit der auf die aktuelle Flüchtlingskrise (

    Flucht

    ) Bezug genommen wird.

    Eine erste Uncut-Version des Films wurde am 13.10.2017 beim

    stei­ri­schen herbst 2017.

    im Veranstaltungszentrum Mürzer Oberland gezeigt.

     

    Karin Schiefer: Bei DIE KINDER DER TOTEN gibt es eine zusätzliche, literarische Ebene in Form des gleichnamigen Romans der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Kannten Sie ihre Romane schon vorher? Wie sind Sie auf dieses Buch gestoßen? Was waren Ihre ersten Eindrücke davon?

    Kelly Copper: Natürlich hatten wir schon lange vorher Elfriede Jelineks Bücher gelesen, aber immer in Übersetzungen. Unsere deutschen Sprachkenntnisse sind nicht besonders umfangreich. Und für „Die Kinder der Toten“ gibt es bisher noch keine englische Übersetzung, weshalb man sagen muss, dass unser Zugang zu dem Roman – speziell, selektiv – überwiegend auf der Basis von Beschreibungen der Lektüre anderer Personen beruhte. […] Dann erhielten wir die Einladung, ein Projekt in der Steiermark zu realisieren. Wir suchten nach einem Text mit einem Bezug zu der Region – tatsächlich ist „Die Kinder der Toten“ tief in der Steiermark verankert. Ich würde sagen, die Landschaft, die Natur spielt in dem Buch eine Hauptrolle – gewissermaßen als Gegenspieler der Menschen, mit den Erdrutschen, Lawinen, den sintflutartigen Regenfällen. Man bekommt dieses Gefühl von Bedrohung, von einer drohenden Gefahr, die von der Natur ausgeht. […]

    Ein anderes Thema, für das wir uns im Rahmen dieses Projekts interessierten, waren spezielle Filmgenres. Wir interessierten uns für den Heimatfilm als Genre, und über Jelineks Text kam auch der Zombiefilm mit ins Spiel. Tatsächlich hat Elfriede Jelinek erzählt, dass „Die Kinder der Toten“ von einem amerikanischen B-Movie, dem Horrorfilm CARNIVAL OF SOULS von Herk Harvey, inspiriert ist. […]

    Karin Schiefer: Der Film beginnt und endet mit Geräuschen und Bildern eines analogen Filmprojektors. Sie nehmen die Zuschauer*innen auf diese Weise mit in einen Film im Film. Wie kamen Sie auf diese besondere narrative Rahmung?

    Kelly Copper: In unserer Version des Romans „Die Kinder der Toten“ ist der Film zugleich eine Art Figur wie auch das Medium, durch das die Toten wieder zum Leben erweckt werden. Dieses Element ist nicht in Jelineks Roman enthalten, sondern nur in unserer Version. Film ist ein Medium der Übertragung, nicht nur der Handlung, sondern auch des Geistes. Er bildet eine direkte Verbindung zur Welt der Geister. Zur Vergangenheit. Das Bild des Projektors zu Beginn des Films soll die Idee in den Vordergrund stellen, dass Film nicht nur ein technisches, sondern ein spirituelles Medium ist.

    aus: Schiefer, Karin: „Film ist nicht nur ein technisches, sondern ein spirituelles Medium“ . https://www.arsenal-berlin.de/berlinale-forum/programm-forum/hauptprogramm/die-kinder-der-toten.html (11.2.2019), datiert mit Jänner 2019 (= Website von Arsenal. Institut für Film und Videokunst).

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