Lust
Cover des Erstdrucks, 1989
Cover des Erstdrucks, 1989
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
Reinbek
:
Rowohlt
1989
.
Auflage 109.550.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
Reinbek
:
Rowohlt
1992
(= rororo 13042)
.
Auflage 173.250.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
Frankfurt am Main
:
Büchergilde Gutenberg
1989
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
Lizenzausgabe für die
Buchgemeinschaft Donauland Kremayr & Scheriau
, Wien, die
Deutsche Buchgemeinschaft
, Wien, den
Bücherbund
, Wien, die
Bertelsmann Club GmbH
, Gütersloh, die
Buch- und Schallplattenfreunde GmbH
, Zug/Schweiz und die
EBG Verlags-GmbH
, Kornwestheim
1990
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
Berlin
:
Volk und Welt
1991
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
In:
Gehrke, Claudia
(Hg.):
Frauen und Pornographie. Konkursbuch extra.
Tübingen
:
Konkursbuch
o. J.
, S. 104-105
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
aus „Lust. Der weiße Abgeordnete.“.
In:
Koller, Daniela
(Hg.):
Worte zu Stein: Künstler helfen Indien.
Wien
:
Ueberreuter
1987
, S. 112
(Vorfassung)
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
In: manuskripte 96 (
1987
), S. 57-58
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
In: Schreibheft 30 (
1987
), S. 34-36
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
o. T.
In: taz,
10.10.1987
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Ich fordere Sie ernstlich auf: Luft und Lust für alle!
In:
Classen, Brigitte
(Hg.):
Pornost. Triebkultur und Gewinn.
München
:
Raben
1988
, S. 115-119
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Jugend am heiligen wilden Ort.
In: Lettre 1/
1988
, S. 78-79
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Jugend am heiligen wilden Ort.
In: Lettre International (Rumänien) Sommer/
1988
, S. 78-79
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
aus Lust.
In: manuskripte 99 (
1988
), S. 107-109
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Im Grünen.
In: manuskripte 100 (
1988
), S. 85-86
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Exklusiv: Auszug aus Elfriede Jelineks neuem Roman „Lust“.
In: Basta 2/
1989
, S. 107
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Verwüstung.
In: Basta 4/
1989
, S. 201-203
.
Jelinek, Elfriede
:
Noch Lust?
In: Emma 9/
1989
, S. 42-43
.
Jelinek, Elfriede
:
Die Lust. Der literarische Aufreger 1989.
In: Wiener 3/
1989
, S. 118-123
(Vorabdruck)
.
Jelinek, Elfriede
:
Ein schlafender Hund ist der Mann.
In: Falter 14/
1989
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
In:
Klimke, Christoph
(Hg.):
Du mein Ich.
Reinbek
:
Rowohlt
1991
, S. 23-31
.
Jelinek, Elfriede
:
Der Direktor.
In:
Broggi Beckmann, Giuliana
:
Das große Lesebuch der Erotik.
München
:
Goldmann
1994
, S. 304-310
.
Jelinek, Elfriede
:
Aus: Lust.
In:
Markolin, Caroline
(Hg.):
Modern Austrian Writing. A Study Guide for Austrian literature 1945-1990.
New York
:
Lang
1995
(= Austrian culture 19), S. 205
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
In:
Arnold, Heinz Ludwig
(Hg.):
Die deutsche Literatur seit 1945. Letzte Welten 1984-1989.
München
:
dtv
1999
, S. 337-340
.
Jelinek, Elfriede
:
Auszug aus „Lust“.
In:
Kaiser, Gerhard R.
(Hg.):
Die deutsche Literatur. Ein Abriss in Text und Darstellung. Bd. 17
Stuttgart
:
Reclam
2000
, S. 240-247
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
In: News (Lese-Extra),
14.10.2004
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust.
In:
Jakubowski, Maxim
(Hg.):
The mammoth book of international erotica.
New York
:
Carroll and Graf
2006
.
Jelinek, Elfriede
:
Lust (Auszug).
In: Secesja 7/
2007
, S. 111-113
.
Elfriede Jelinek: Lust. Mit Barbara Nüsse. 6 CDs.
Nüsse, Barbara
Hamburg
:
Hoffmann und Campe
2005
.
Jelineks Essay
Der Sinn des Obszönen (1988)
Sigrid Löffler: Sie haben in einer dpa-Umfrage, woran Schriftsteller gerade arbeiten, „Lust“ als „weiblichen Porno“ angekündigt. Stehen Sie jetzt, wo das Buch fertig ist, noch dazu? Elfriede Jelinek: Das ist ein Grundmißverständnis. Das war damals wirklich mein Plan, einen weiblichen Porno, einen weiblichen Gegenentwurf zu Georges Batailles „Geschichte des Auges“ zu schreiben. Ich wollte eine weibliche Sprache für das Obszöne finden. Aber im Schreiben hat der Text mich zerstört – als Subjekt und in meinem Anspruch, Pornographie zu schreiben. Ich habe erkannt, daß eine Frau diesen Anspruch nicht einlösen kann, zumindest nicht beim derzeitigen Zustand der Gesellschaft.
Warum soll eine Frau keinen Porno schreiben können? Wenn sie es könnte, dann müßte es in der Literatur ästhetisch gelungene Pornographie von Frauen geben. Die gibt es aber nicht. Anais Nin und Erica Jong sind uninteressant, weil sie beide Henry Miller, also den männlichen Blick nachahmen. Die einzige ästhetisch geglückte weibliche Pornographie ist die „Geschichte der O“ von Pauline Réage, wobei ich glaube, daß ein Mann zumindest daran mitgearbeitet hat. [...]
Ihr Roman ist in der österreichischen Provinz angesiedelt, wo sie am ausweglosesten ist, und er beschreibt die bürgerliche Ehe in ihrer neuen Ausweglosigkeit, nämlich in der Zwangs-Treue des Aids-Zeitalters. Um es auf den Punkt zu bringen – es geht in meinem Roman nicht mehr um Pornographie, sondern um Anti-Pornographie. Ich zeige, daß die Sexualität, wie sie sich im konventionellen Rahmen eines ehelichen Besitzverhältnisses abspielt, selbst Gewaltausübung ist, und zwar Gewalt des Mannes gegen die Frau.
Ihre Heldin Gerti – wenn man dieses ständig gedemütigte und benützte Besitzstück ihres Ehemannes überhaupt „Heldin“ nennen kann – scheint aber die Gewalt nicht nur als Folter zu empfinden. Jedenfalls geht sie eine zweite Beziehung ein, zu einem viel jüngeren und noch gewalttätigeren Mann. Warum das? Ich wollte zeigen, daß die Frau in dem Augenblick, wo sie aktiv ein Objekt für ihre Begierde sucht – mit Freud gesagt: im Augenblick der phallischen Anmaßung der freien Objektwahl –, damit das Begehren des Mannes am sichersten auslöscht. Das Tragische ist, daß die Frau ihr Begehren nicht realisieren kann. Ihr Begehren löscht sein Begehren aus. Dahinter steckt der auch ökonomische Mechanismus, daß der Mann das, was er haben kann, nicht haben will.
Zitat, das dem Buch vorangestellt ist
Lust ist in 15 durchnummerierte Abschnitte gegliedert. Dem Text ist Folgendes vorangestellt: „Die Arbeit der Autorin am vorliegenden Text wurde durch den Deutschen Literaturfonds e.V. gefördert.“
Im Zentrum des Romans steht das Ehepaar (
Ehe
) Hermann und Gerti. Hermann ist Direktor einer in einer ländlichen Gegend Österreichs (
Österreich
) errichteten Papierfabrik (
Kapitalismus
), der – aus Angst sich im Bordell mit Aids (
Krankheit
) zu infizieren – seine sexuelle Lust nun bei seiner Frau befriedigt. Gerti meint bei einem Seitensprung ihre große Liebe, den Studenten Michael, gefunden zu haben, doch auch die außereheliche
Sexualität
ist von
Gewalt
geprägt. Um seine Frau wieder in Besitz zu nehmen, vergewaltigt Hermann sie in seinem Auto vor den Augen Michaels. Wieder zu Hause erstickt Gerti ihren mit Schlafmitteln betäubten Sohn und ertränkt ihn im Bach.
Zentrales Thema in Lust ist die eheliche Sexualität, die als Form der Unterdrückung der Frau im
Patriarchat
und als Akt der Gewalt des Mannes (
Mann
) gegen die
Frau
gezeigt wird. Der Roman ist auch im Kontext der PorNo-Kampagne der feministischen Zeitschrift Emma zu lesen, die Jelinek mit einem
Statement
unterstützte. Jelineks Auseinandersetzung mit dem Thema
Pornografie
manifestiert sich im Roman in Bezugnahmen auf kommerzielle Pornographie sowie auf die literarische Tradition der Pornographie der Überschreitung von
Bataille
und
de Sade
. Wichtige literarische Intertexte sind u.a. auch Gedichte von
Hölderlin
.
Jelinek thematisiert im Roman gesellschaftliche Machtstrukturen (
Gesellschaft
), die
Ausbeutung
der ArbeiterInnen (
Arbeiter
,
Arbeiterin
) in der Papierfabrik und die Zerstörung der
Natur
durch Kapitalismus und
Tourismus
. Lust ist der erste von drei Romanen, zu denen
Gier (2000)
und
Neid (2007/2008)
gehören, deren Titel auf eine der Sieben Todsünden (
Todsünde
) anspielen. Der Roman setzt sich mit katholisch geprägten Frauen- und Männerbildern (
Katholizismus
) und den damit verbundenen Geschlechterrollen in Ehe und
Familie
auseinander. Der Roman wurde bereits vor seinem Erscheinen von den Medien als „Porno“ bzw. „Anti-Porno“ skandalisiert, Jelinek gab zahlreiche Interviews, wobei sich die Fragen vor allem auf ihre eigene Person konzentrierten.