Körperliche Veränderungen

Eine satirische Handtelleroper

textfassung und Komposition

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Ol­ga Neu­wirth

(1990/91)

Personen

Charles Lindbergh (Buffobass), mit Zusatzinstrumenten: Heuler, Kinderratsche; Frau Anna Lindbergh (Sopran), mit Zusatzinstrumenten: Maracas mit großen Kugeln; Männerstimme 1 (Bass-Sprechstimme); Männerstimme 2 (Tenor-Sprechstimme); Dirigent (Charakter-Bariton), mit Zusatzinstrumenten: 1 Beckenpaar (mittel), 1 Spielzeugrevolver; Balletttänzerin (Mezzosopran), mit Zusatzinstrumenten: Vibra-slap, Flasche (wenn möglich: italienische Bierflasche); Tarzan (Hoher Buffotenor); Jane (Hoher Sopran), mit Zusatzinstrumenten: 1 Spraydose (umweltfreundlich), 1 „Ziege“, 1 Bin-sasara, 1 Bierdose, (1 Stahllöffel).

Orchester

1 Flöte (und Piccolo), 1 Klarinette, 1 Trompete, 1 Posaune, 1 Violine, 1 Violoncello, 1 Kontrabass, 2 Schlagzeuger, Live-Elektronik (vier verschieden große „Beifallmaschinen“).

Abdrucke

Abdruck des Librettos

  • Neu­wirth, Ol­ga

    :

    Körperliche Veränderungen. Eine satirische Handtelleroper. In: Programmheft der Wiener Festwochen zu Olga Neuwirths Körperliche Veränderungen und Der Wald

    1991

    .

Aufführungen

Aufführungen

Weitere Inszenierung:

 

Körperliche Veränderungen war ein Auftragswerk der

Wie­ner Fest­wo­chen

1991. Der Text des Hörspiels

Für den Funk dra­ma­ti­sier­te Bal­la­de von drei wich­ti­gen Män­nern so­wie dem Per­so­nen­kreis um sie her­um

wurde für die Oper auf wenige Textfragmente reduziert. Der Titel Körperliche Veränderungen bezieht sich auf den letzten Absatz des Hörspiels, der mit folgendem Satz eingeleitet wird: „Haben Sie jetzt endlich irgendwelche körperliche Veränderungen an sich bemerkt?“. Die Szenen zwischen den Paaren – Tarzan und Jane, dem Dirigenten und der Balletttänzerin, Charles und Anna Lindbergh – sind in der Oper anders gereiht als im Hörspiel und stark gekürzt.

 

Christian Baier:„Körperliche Veränderungen/Der Wald“, die Begriffe wecken Assoziationen mit Thomas Bernhards „Wald-Hochwald-Holzfällen“, mit der neuen Körperlichkeit der Literatur der siebziger und dem Metamorphosen-Topos der achtziger Jahre. Worum geht es aus Ihrer Sicht?

Olga Neuwirth: Ich brauche also nicht Elfriede Jelinek zu interpretieren? – „Wald“ behandelt die ökologische Zerstörung, den Irrsinn, den irrationalen Umgang mit unserem Biotop, unserem Lebensraum. Jelinek beginnt die Szene mit einem Zitat aus Shakespeares „Macbeth“ und stellt dadurch neue Sinnzusammenhänge her, indem sie gleichzeitig demaskiert. Damit kommt sie mir entgegen, denn das Aufdecken, das Demaskieren ist auch mein Anliegen in der Kunst. „Körperliche Veränderungen“ (wobei nicht der menschliche Körper, sondern Einstellungen, Reibungen im Umgang miteinander im Brennpunkt der Auseinandersetzung stehen) haben das Zwischenmenschliche zum Inhalt, das Nicht-Funktionieren der Empfindungen. Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Problemebenen, Natur und Mensch, stellt sich in meinem Werk dadurch dar, daß ich die beiden Szenen miteinander verbinde, sie als Einheit auffasse, den Zuschauer irritiere, indem ich die Grenzen fließend gestalte.

Zeitlose Aktualität also...

Ich glaube, der Mensch wird sich wohl nie verändern, er bleibt immer eine Ratte.

Sind Sie Pessimistin?

Ich weiß nicht – weder Pessimistin noch Optimistin.

Wenn man Pessimismus als Optimismus auf lange Sicht interpretiert...

Ja, dann schon. Die Hoffnung, irgendeine Hoffnung...

Die Bezeichnung „Satirische Handtelleroper“, die Kürze in der Konzeption, die Komprimiertheit des Inhalts, das erinnert an die Tradition der Miniaturoper à la Milhaud, Poulenc, Davies. Bei Ihren Kompositionen [...] fühlt man sich manchmal in das espritgeladene, phantasievolle Paris der Zwischenkriegszeit, des Kubismus, und parallel dazu in das Berlin des Dadaismus versetzt. Sie lassen den Humor in Ihren Werken zu, es darf bei Ihren Kompositionen gelacht werden, und zwar weniger über sie als mit ihnen.

Mit dieser Kulturströmung identifiziere ich mich. Die Vielfalt, die damals, in der Zeit zwischen den Weltkriegen, herrschte, fasziniert mich ebenso wie die satirische Sicht auf Problemstellungen. Der Konflikt verlockt weniger zur theatralischen Tragik als zum Spiel, spielerisch die Welt ernst zu nehmen... Und diese manchmal leicht irrationalen Blickwinkel von damals finde ich auch bei Elfriede Jelinek wieder.

aus: Christian Baier: „Der Mensch bleibt eine Ratte“ . In: Österreichische Musikzeitschrift 5/1991, S. 236-238, S. 236-237.

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