Elfriede Jelinek

Nachweis

 

Über

Ei­nar Schle­ef

und seine Arbeit an der Uraufführungsinszenierung von

Ein Sport­stück (1998)

; über das Verbindende ihrer und

Schle­efs

Kunst wie das Chorische (

Schreib­ver­fah­ren

,

Thea­ter­äs­the­tik

), und die Hassliebe zu ihren Müttern (

Mut­ter

), die „Triebfeder“ ihres künstlerischen Arbeitens sei. Bewunderung von

Schle­efs

„Geistes-Gegenwart“, Bedauern über die Seltenheit von Aufführungen

Schle­efs

eigener Werke, sie befürchte, dass dieser „große, universell begabte Künstler einfach verschwinden könnte.“

 

Corinne Orlowski: Was zeichnet Schleefs Chor aus, bzw. was unterscheidet ihn von anderen Chören? Würden Sie sagen, dass seine Art, Theater zu machen, zukunftsweisend war oder sogar heute noch ist?

Elfriede Jelinek: Das Chorische war am Theater immer wichtig, in der Antike entscheidend wichtig. Dafür hat man als Autor, der für Chöre schreibt, mehr Möglichkeiten (und ich habe mir eigentlich Chöre gar nicht vorgestellt für dieses Stück. Als ich aber gesehen habe, wie Schleef damit umgeht, war mir klar, dass ich von Anfang an schon chorisch geschrieben hatte, weil ich ja sehr oft mit der Auflösung der individuellen Figur in der Rhythmik des Chors arbeite). Man kann dem Chor verschiedene Funktionen, oft rein musikalische, zuweisen, während er in der Antike in seiner Bedeutung meist festgelegt war, als Kommentator des Geschehens und als direkte Anrede an das Publikum zum Beispiel. Ich spreche ja das Publikum oft selbst sehr direkt an, und zwar als ich selbst. Bei mir ist der Chor eher das Wir, das aber wieder in seiner Bedeutung changieren kann. Und ich verwende immer dieses „wir“, das ständig seine Bedeutung wechselt, das ist natürlich für Chöre wie geschaffen. Schleef hat das sofort erkannt.

aus: Corinne Orlowski: Elfriede Jelinek. In: Orlowski, Corinne (Hg.): Vor dem Palast. Gespräche über Einar Schleef. Berlin 2019, S. 148-151, S. 148-149.

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