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Nachweis
-
Winter, Riki
:
Gespräch mit Elfriede Jelinek. In:
Höfler, Günther A.
/
Bartsch, Kurt
:
Elfriede Jelinek.
Graz
:
Droschl
1991
(= Dossier 2), S. 9-19
DN
.
auch in:
-
Winter, Riki
:
„W ogóle mnie nie ma...“ Elfriede Jelinek rozmawia Riki Winter. In: Literatura na świecie (Polen) 1-2/
1997
, S. 45-53
(auf Polnisch, Titel: „W ogóle mnie nie ma...“ Elfriede Jelinek rozmawia Riki Winter )
.
Riki Winter:Du sagst, Du denunzierst die Frau als Komplizin des Mannes, Du
denunzierst aber auch das Opfer als Komplize des Täters, den Untertan als Komplizen des Herrn.
Diese Machtstrukturen, die Du mit sehr kaltem, analytischem Blick aufzeichnest, enttarnst
Du, indem Du sie in Sprachstrukturen übersetzt. Elfriede Jelinek: Ja, ich schreibe ja nicht über reale Personen, sondern über
Personen, wie sie sich als Sprachschablonen oder Sprachmuster materialisieren. Das,
was ich kritisiere, ist immer die Sprache, so kritisiere ich in Burgtheater nur sehr
am Rande die Personen, die mich im Grunde überhaupt nicht interessieren, ich
kritisiere eine Sprache, die in ihrer Pervertierung die faschistische Kulturindustrie
und eine nicht erfolgte Entnazifizierung in diesem Unterhaltungsindustriebereich
ermöglicht hat. Mich interessiert nur, wie sich ein Hegelsches Herr/Knecht-Verhältnis jetzt in
Sprache manifestiert, wer der Herr des Diskurses ist und wer der Unterlegene. In Lust
habe ich das umgedreht und habe die höchste Ausformung der deutschen Sprache,
nämlich die Hölderlinsche Sprache und Lyrik, den Ausgebeutetsten – natürlich mit
Veränderungen und Bearbeitungen – in den Mund gelegt und die Klischees der
Werbung, der Sprichwörter, den real Herrschenden zugeeignet; also jenen, die am
liebsten der Illusion des Individualismus huldigen. Für eine Frau ist schon das Schreiben ein gewalttätiger Akt, weil das weibliche
Subjekt kein sprechendes ist. Das Drehbuch zu Bachmanns Roman Malina, das ich
geschrieben habe, thematisiert genau das, daß eine Frau, um zu sprechen, sich ein
männliches Subjekt, das sie aber selbst nie sein kann, borgen muß, aber letztlich
keinen Raum hat, in dem sie sprechen kann, solange, bis sie in der Wand verschwindet.
Das können sich die Männer gar nicht vorstellen, was es heißt, als Frau zu sprechen.
Wenn sie es doch tut, so ist das eine Überschreitung, eine Art aggressiver Akt.
Als zentrale Aspekte ihrer
Schreibverfahren
bezeichnet sie Ironie, Sarkasmus, sprachliche Stilisierung und Entmythologisierung und verortet ihre Arbeit in der sprachkritischen
Schreibtradition
Österreichs (
Österreich
) (Wiener Gruppe). Es gehe ihr um eine „Umformung des Lebens in sprachliches Material“ und darum, „die Wahrheit hinter einem Schein oder die politische Geschichte (
Politik
) hinter einem unschuldigen Bild hervorzuholen“. Sie bekennt sich zum
Feminismus
, kritisiert aber die Frauen (
Frau
), die sich „zu Komplizinnen der Männer machen“, und konzipiert die weiblichen Figuren in ihren Texten als „Zerrbild einer patriarchalischen Gesellschaft, die sich ihre Sklaven letztlich anpasst“ (
Patriarchat
,
Gesellschaft
). Ihr feministischer Ansatz bestehe also in einer sprachlichen Demaskierung von Machtverhältnissen, in denen das „weibliche Subjekt kein sprechendes ist“. Weiters über ihr Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit,
Ingeborg Bachmann
, Persönliches und Biographisches (
Person
). Kurz auch über
Malina
,
Lust
und
Totenauberg
.