Vom Gefühl, am Pranger zu stehen

Nachweis

auch in:

 

Über die Wahlplakate der FPÖ (

Frei­heit­li­che Par­tei Ös­ter­reichs

),

Wolf Mar­tin

,

Jörg Hai­ders

(

Hai­der, Jörg

) Hass auf KünstlerInnen (

Künst­ler

,

Künst­le­rin

) und Intellektuelle und den

Burg­thea­ter

-Skandal. Sie habe es „immer als die Aufgabe von Literatur gesehen, die verdrängte Geschichte (

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

) kritisch aufzuarbeiten“, es sei „keine Nestbeschmutzung, sich kritisch mit der Zweiten Republik zu befassen“.

 

Sigrid Löffler:Wie fühlt man sich als Schriftstellerin, wenn man sich plötzlich als Wahlkampfthema plakatiert findet – also im Mittelpunkt der politischen Aufmerksamkeit?

Elfriede Jelinek: Das Gefühl war ein absolutes Erschrecken, weil die Plakate so riesig waren. Es war das Gefühl, angeprangert zu sein – mit Namen. Ich stehe auf diesem Plakat als Künstlerin ja allein mit meinem Namen. Die Politiker stehen als Politiker drauf, und Claus Peymann steht in seiner Funktion als Burgtheater-Direktor drauf, nicht als Regisseur. Nur ich falle da völlig heraus. Ich habe ja keine Funktion, ich habe nur meinen guten Namen, den ich mir allein gemacht habe.

aus: Sigrid Löffler: Vom Gefühl, am Pranger zu stehen . In: Die Woche, 15.12.1995.