Wohnen sei ihr immer egal gewesen, erklärt die ungewöhnliche „Hausfrau“ ihre lustlos
zusammengewürfelte Einrichtung. Sie sei ein spartanischer Mensch. Ihre sinnlichen Freuden
hätten sich immer nur in Kleidern manifestiert. Den Wunsch, es sich behaglich zu machen,
schöne Dinge zu kaufen, habe sie früher sogar betont abgelehnt. Ihr Vater stammte aus dem
Proletariat, die Mutter aus dem Großbürgertum; ersterem ging die Lebenskultur ab, letztere
wollte das Heim verschönern. „Ich habe das als Kind gehaßt, weil ich es meinem Vater gegenüber
als dünkelhaft empfunden habe.“
Neuerdings jedoch erfährt das Wohngefühl der Jelinek einen Wandel – sie beginnt es auf
ihre Weise zu verschönern. Der junge Designer Mario Pirker hat aus bemalten Holzelementen
Türumrahmungen und wandschmückende längliche Objekte für Elfriede entworfen, die sie Fetische
nennt. Sie wirken seltsam fremd in den unbetamten Räumen. Elfriede findet, daß sie ihr
völlig entsprechen. „Es hat so etwas Verrücktes, gleichzeitig Kaputtes“, lacht sie vor sich
hin.
aus: Hanna Molden: Schmerzhaft weinrot. Hanna Molden besuchte Elfriede Jelinek und weiß nun, wie sich Wohnmasochisten einrichten. In: Wochenpresse, 11.3.1986.
Kein direktes Interview, sondern die Nacherzählung eines Gesprächs, in dem es um ihr Haus und dessen Einrichtung geht. Sie bezeichnet ihre spartanische Wohnsituation als eine Form von
Masochismus
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