Heinz Sichrovsky:Womit hat dich dieses Jahrzehnt am meisten erfreut?
Elfriede Jelinek: Mit der internationalen Ächtung Waldheims.
Ich erinnere mich an das Geschrei der ÖVP-Politiker:
„Das wird sich alles beruhigen, in 14 Tagen redet keiner mehr davon.“
Und der Mann ist bis zum heutigen Tage wie ein faules Ei, das niemand in die Nähe seiner Nase bringen will.
Wenn man das jüdische Museum in Amsterdam besucht, findet man am Schluß der Liste der Geächteten den Namen Waldheim.
Das hat mich am meisten gefreut. Keine Freude bereitet es, daß der Graff wieder nach oben kommt.
In jedem anderen Land dürfte er allenfalls die Stufen vor dem Parlament kehren.
aus: Heinz Sichrovsky: Watchlist der Verachtung . In: Basta 12/1989, S. 164.
Über die gegenwärtige Situation der
Politik
in
Österreich
(z.B. die Waldheim-Affäre) und in den ehemals sozialistischen Ländern (DDR, Ungarn, Polen und Russland). Als besonders gefährlich empfindet sie die Ästhetisierung der Politik, wie sie von
Jörg Haider
(
Haider, Jörg
) betrieben werde.
Lust
wird im Zusammenhang mit der Rezeption thematisiert. Auch auf
Thomas Bernhard
und
Helmut Qualtinger
wird eingegangen.