Jetzt sag ich’s euch aber noch mal rein

Nachweis

  • Ko­berg, Ro­land

    :

    Jetzt sag ich’s euch aber noch mal rein. In: Programmheft des Schauspielhauses Zürich zu Elfriede Jelineks

    2009

    .

 

Über die Quellen für den Theatertext

Rech­nitz (Der Wür­ge­en­gel)

(den Film Totschweigen und

Da­vid. R. L. Litch­fields

Buch The Thyssen Art Macabre ), die Batthyánys, über ihre Besessenheit, sich mit dem Holocaust (

Ju­den­ver­nich­tung

,

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

) zu beschäftigen, die Distanz zur Vergangenheit (

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

) und die Schweiz. Litchfields Veröffentlichungen haben für sie „eine andere Art von Wahrheit als eine historische Wahrheit, nämlich die des kolloquialen Redens“. Ein Antrieb für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema ist, dass in

Ös­ter­reich

„die Unschuldigkeit zum Dogma erhoben worden ist“ (

Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung

).

 

Roland Koberg: Wie kann man sich heute mit dem Holocaust literarisch beschäftigen, ohne ständig offene Türen einzurennen?

Elfriede Jelinek: Man muss eine Form dafür finden. Und die Form ist in „Rechnitz“ eine endlose Litanei aus riesigen Monologblöcken, wie ich jetzt beim Wiederlesen gemerkt habe. Wie ich die Sachen um- und umdrehe, das hat schon etwas Zwanghaftes, irgendwer hat mal geschrieben: Schwallhaftes. Ich denke, die Grösse der Aufgabe besteht weniger im Gegenstand, als darin, ihn formal und ästhetisch zu fassen. Wenn ich keine ästhetische Methode finden würde, auf eine zeitgemässe Weise darüber zu sprechen, dann würde ich das nicht machen. Ich muss auch auf die Kalauer bestehen. Ich drehe die Wörter um und nochmals um, weil die Sprache noch am ehesten die Wahrheit über sich selbst sagt. Es muss auch alles immer diese ironische Leichtigkeit haben und man muss imstande sein, die grauenhaftesten Dinge zehn Zentimeter anzuheben. Das ist die eigentliche literarische Herausforderung.

aus: Roland Koberg: Jetzt sag ich’s euch aber noch mal rein. In: Programmheft des Schauspielhauses Zürich zu Elfriede Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel), 2009.