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Nachweis
-
Grissemann, Stefan
/
Zintzen, Christiane
:
Schauen Sie weg, Frau Jelinek? In: Die Presse (Spectrum),
13.10.2001
.
Stefan Grissemann, Christiane Zintzen:Das Verstörende Ihrer Texte scheint die
Erzählinstanz zu sein, die man nicht fassen kann – nicht mit den Händen, nicht mit den
Augen, schon gar nicht mit irgendeiner Psychologie. Wenn man nun das Medium wechselt,
dies ins Kino überträgt: Kann davon etwas übrigbleiben? Elfriede Jelinek: Sehr schwer. Das ist natürlich das Hauptproblem, weil meine
Texte erst in der Montage entstehen. Weil es so viele Chiffren gibt, die man
dekodieren muß. Der Film hat eben nur eine, die einem dafür aber ins Gesicht schlägt,
weil sie so bestimmend ist. Im Film ist das Gesicht der Schauspielerin die einzige
Fläche, in der sich die Anmaßungen der Erika Kohut abzeichnen. Die Anmaßung,
ein Schicksal zu haben oder sich eines zu machen, und überhaupt die Anmaßung:
zu schauen. Die Herrschaft (das Recht) des Blickes. Dabei ist vorgesehen für die
Frau, angeschaut zu werden. Das heißt, das Absurde an diesem Film – oder das fast
Unlösbare daran – ist ja, daß darin eine Frau gezeigt wird, die man die ganze Zeit
über anschaut, die aber selbst eine Schauende ist, die also diese phallische
Anmaßung des Schauens für sich in Anspruch nimmt.
Über das Medium Film und die Übertragung von Literatur in dieses Medium (
Medien
). Die Unterschiede zwischen Film und Literatur beschreibt sie dahingehend, dass der „literarische Diskurs auf viele Arten gelesen werden“ kann, „während der Film einem stärker vorschreibt, was wie zu lesen ist“. Neben der Charakterisierung von Erika Kohut und Walter Klemmer im Film
La pianiste (Die Klavierspielerin)
wird auch die Rezeption des Romans angesprochen.
Hanekes
Film bezeichnet sie als „eine Dekonstruktion des Melodrams“.