Erschrecken vor dem Denken. Elfriede Jelinek über das Unterlaufen der Philosophie mittels weiblicher Ungenauigkeit

Die Wochenzeitung, 24.9.1993

Nachweis

 

Ausgangspunkt des Gesprächs sind der Roman

Lust

und die beiden Theatertexte

Wol­ken.Heim.

und

To­ten­au­berg

. Über

Phi­lo­so­phie

und den Stellenwert der

Frau

in philosophischen Diskursen. Sie kritisiert, dass das Weibliche „bestenfalls Gegenstand, nicht Subjekt des Denkens“ ist und die daraus resultierende „intellektuelle Auslöschung der Frau“. Über die PhilosophInnen

Han­nah Are­ndt

und

Mar­tin Heid­eg­ger

und das

Ju­den­tum

. Kritisiert werden die biologistischen Theorien

Pe­ter Sin­gers

, die auch in verarbeitet wurden.

 

Astrid Deuber-Mankowsky, Ursula Konnertz:Frauen, so schreiben Sie, gehören nicht zum Sein, aber sie tun, als ob sie dazugehörten. Was bedeutet es dann, wenn sich eine Schriftstellerin die Philosophie vornimmt?

Elfriede Jelinek: Frauen sind auf die Rolle der Seinshervorbringerinnen fixiert worden, und als solche wird man sie auch bald wieder mit Hilfe der neuen (männlichen) Fertilisationstechnologien abschaffen, dann wird das weibliche aus derWelt gebracht sein. Im Denken haben sie sich eben nicht einschreiben können, das Denken scheint mir der gründlichste Ausschluß der Frau gewesen zu sein. Wer aber in seinem Denen dermaßen folgenlos bleiben muß, der schreibt sich nicht ein.

aus: Astrid Deuber-Mankowsky, Ursula Konnertz: Erschrecken vor dem Denken. Elfriede Jelinek über das Unterlaufen der Philosophie mittels weiblicher Ungenauigkeit . In: Die Wochenzeitung, 24.9.1993.

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