„Höchste Verlogenheit“

. In: News, 11.1.2001.

„Höchste Verlogenheit“

  • N. N.

    :

    „Höchste Verlogenheit“. In: News,

    11.1.2001

    .

 

Kurzes Interview über

Pau­la Wes­se­ly

; sie kritisiert die Schauspielerin für ihre Mitwirkung im Nazi-Propagandafilm Heimkehr (

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

) und geht auf die Gründe für deren Verehrung in

Ös­ter­reich

ein.

Burg­thea­ter

wird kurz erwähnt; aus Anlass der geplanten Uraufführung von

Macht nichts

am

Ber­li­ner En­sem­ble

.

 

N. N.:Woher Ihre obsessive Abneigung gegen die Wessely?

Elfriede Jelinek: Die Person interessiert mich überhaupt nicht. Ich finde sie nicht einmal besonders begabt. Mich interessiert, wofür sie steht: nämlich für die Unterhaltungsindustrie und ihre bis heute unterschätzte Rolle im Dritten Reich, und wie leicht man nach dem Krieg darüber zur Tagesordnung gegangen ist. „Heimkehr“ war der schlimmste Propagandafilm der Nazis und hat sicher mehr Schaden angerichtet als der „Stürmer“, weil der Film ja leider gut ist und von einer starken agitatorischen Kraft. Immerhin musste ja der deutsche Überfall auf Polen gerechtfertigt werden, und so schlägt die Wessely ihren berühmten Herzenston an, wo es gegen die Juden und die Polen geht. Es macht mich rasend, dass der Regisseur Gustav von Ucicky und die Wessely schon in den fünfziger Jahren nicht nur rehabilitiert, sondern nicht einmal angekratzt waren. […]

Woher kommt die Vergötterung, die man ihr in Österreich entgegenbringt?

Weil sie auch in dem, was sie als Schauspielerin vorgewiesen hat, größte Verlogenheit gezeigt hat. Dieser Herzenston war in Wahrheit äußerste Manier. […] Die Wessely wollte mit phallischer Zudringlichkeit in die Figuren hinein. Letztlich ein sadistischer Vorgang.

aus: N. N.: „Höchste Verlogenheit“. In: News, 11.1.2001.

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