Anita Pollak:Hat der Preis Ihr Selbstbild verändert? Wie gehen Sie mit dem Ruhm um?
Elfriede Jelinek: Nein, das Selbstbild hat sich nicht verändert. Gewöhnen muss man sich erst daran, dass jedes Wort, das man, manchmal auch unbedacht, sagt, vielleicht gleich veröffentlicht wird, auch wenn es kein besonderes Gewicht haben sollte, einfach nur so dahingesagt wurde.
Kann der Preis eine Art Writer’s Block auslösen? Können Sie zurzeit schreibem?
Ich kann mir das gut vorstellen, dass einen so etwas blockieren könnte. Aber mich nicht. Ich gehöre nicht zu den Autoren, die nur unter Druck arbeiten können. Ich brauche ein unendliches Zeitmeer vor mir, in das ich in Ruhe eintauchen kann, und das habe ich jetzt, dank des Geldes. [...]
Ihre Rede für den 7. Dezember ist seit langem fertig und aufgezeichnet. Was ist ihr Thema?
Das Thema ist diesmal sehr persönlich und nicht politisch. Es beschäftigt sich mit dem Außenseitertum, dem erzwungenen wie dem erwünschten, des Künstlers.
aus: Anita Pollak: „Ich wäre die notorische Spielverderberin“. In: Kurier, 2.12.2004.
Über die Folgen des Nobelpreises (
Nobelpreis
) im Hinblick auf das Interesse der Öffentlichkeit an ihrer Person. Sie betont, dass der Preis auf ihr Selbstbild und ihr Schreiben bislang keinen Einfluss hatte und dass die Vereinnahmungsversuche ihrer Person in
Österreich
missglückt seien. Über ihren Theatertext
Ulrike Maria Stuart
, über ihre
Nobelvorlesung
und die Gründe, warum sie nicht nach Stockholm fährt.