An der Zukunft hängen, an der Zukunft dranhängen, etwas an die Zukunft dranhängen und einen Hänger annähen. Frauenarbeit halt

Abdrucke

auch online:

 

Der Text wurde im Rahmen der Feierstunde zur Verleihung des

Mül­hei­mer Dra­ma­ti­ker­prei­ses

2009 am 14.6.2009 von den Schauspielerinnen

Hil­de­gard Schmahl

und

Kat­ja Bürk­le

, die beide bei

Jos­si Wie­lers

Inszenierung von

Rech­nitz (Der Wür­ge­en­gel)

(2008) mitwirkten, vorgetragen; über Frauen (

Frau

) (und sich selbst) als Botinnen, die sich das Recht nehmen, zu sprechen; in Anlehnung an den Botenbericht (

An­ti­ke

) als grundlegende Form ihres Theatertextes (

Thea­ter­äs­the­tik

) und die Inszenierung von

Jos­si Wie­ler

.

 

[…] die Botinnen haben nichts als ihre Körper, die sie zeigen. Sie haben mehr Körper als die Männer, weil sie mehr Körper SIND. Sie sind zu mehreren, aber die halbnackten Frauenkörper sind mehr sie selbst als die Männerkörper. Natürlich ist das weibliche ein andres Sich-Zeigen als das der Männer. Meine Botinnen sind schöne Frauen. Eine ist älter, die andre wird unter lautem Klicken fotografiert, wenn sie ihren wunderschönen jungen Körper zeigt und dabei manchmal auch noch die Beine spreizt. Aber sie hat ein Darüberhinaus: Sie spricht.

aus: Elfriede Jelinek: An der Zukunft hängen, an der Zukunft dranhängen, etwas an die Zukunft dranhängen und einen Hänger annähen. Frauenarbeit halt . In: Janke, Pia / Kovacs, Teresa / Schenkermayr, Christian (Hg.): „Die endlose Unschuldigkeit“. Elfriede Jelineks „Rechnitz (Der Würgeengel)“. Wien: Praesens Verlag 2010 (= DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums 6), S. 462-465, S. 463-464.

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