Oder ist die Liebe ein Gebilde wie Fahrer und Beifahrer? Glaubst du immer,
bist ganz außen, und dann stehst du in der Mitten, wie ein Heiliger im Dunkel.
Bist immer fassungslos, wennst im Gedächtnis festhockst von wem. An den Wegrändern
sprechens über dich, das kannst dir leicht einbilden. Schönes Gefühl, in der Nachten
über eine Autobrücken zu fahren und unten strahlts aus den Lokalen vor Menschen.
Heller Schein! Figuren strömen in die Busbahnhöfe, um sich zu verteilen,
von Ort zu Ort, und regnest auf ihre Köpf hinunt! Oder an der Kreuzung,
wo nichts als ein Zeichen von einem zweiten außer uns! Nach mir kommen jetzt andere,
aber ich bin nicht nichts! Lieg übersichtlich vor dir als gutes Wegerl,
das sich ableitet von nichts und dich ablenkt von niemandem und steh jetzt auf!
aus: Elfriede Jelinek: Begierde (Begleitperson für ein [sic] schwarzes Botin hinüber) .
In: Die Schwarze Botin 32/33 (1986/1987), S. 8.
Text für die letzte Ausgabe der feministischen Zeitschrift Die Schwarze Botin , in dem es um das Begehren der
Frau
in einer lesbischen Beziehung geht. Der letzte Teil des Textes hebt sich durch seine verfremdete, dialektale Färbung und die Anrede in der Du-Form vom restlichen Text ab. Dieser Teil ist mit dem ersten Absatz von Jelineks Theatertext
Wolken.Heim.
(1988), ihrem Text für
Patricia Jüngers
Komposition
Heller Schein! (1989)
und einem Teil aus einem von Jelinek verfassten Dialog für
Hans Scheugls
Film
Was die Nacht spricht (1987)
verwandt.