Im Grünen

Abdrucke

 

Der Text handelt von einer alternden

Frau

, von der erzählenden Instanz mit „Sie“ angesprochen, die mit dem Verlust ihres begehrenswerten Körpers (

Kör­per

) auch ihren sozialen Rückhalt und ihre Existenzberechtigung einbüßt.

 

Unschädlich ist Ihre Glut geworden. Nachdem Sie einst eine Liebende waren, werfen die Herren jetzt um andre Früchterln in die Baumkronen. Die Jugend, deren Körper vor Mode leuchtet, umsteht die Gebäude. Musik fährt ihr ins Herz. Aber Sie beschweren sich, weil über Sie gelacht wird. Sie sind aber selber frech gewesen, als Sie sich unter sie mischten, eine Unpassende ins falsche Kleid der falschen Landschaft. Musik, die sich uns gegenüber schon schlecht benimmt, hören Sie! Sagten Sie nicht immer, Siebten das Schöne? Und jetzt sind Sie selber nicht schön, an Ihnen ist ja gespart worden. Aber Haut ist genug da, fast zu zuviel des Guten.

aus: Elfriede Jelinek: Im Grünen . In: manuskripte 28 (1988), S. 85-86, S. 85.