Da werfen wir lieber den Spiegel weg

Abdrucke

auch in:

 

Aus Anlass der Kündigung

Chris­toph Mar­tha­lers

als Intendant des

Schau­spiel­hau­ses Zü­rich

Anfang September 2002.

Mar­tha­ler

inszenierte die Uraufführung von Jelineks Theatertext

In den Al­pen

(2002). Über die Kündigung als Ausdruck der Schweizer Selbstgerechtigkeit. „Die Verlierer wollen wir nicht lieb gewinnen, die Gewinner wollen wir lieber sein. In der Schweiz.“

 

So wirft die Schweiz ihre besten Denkerinnen und Künstler auf den Müll, vielleicht weil sie es nicht erträgt, in diesen Menschen sich selbst gespiegelt sehen zu müssen, nur so, wie sie wirklich ist. Die Schweiz. Die erste Rechtsprofessorin, die das Land hatte? Ab ins Irrenhaus! Der grosse Robert Walser? Ab in zwei Irrenhäuser, damit es noch besser hält! Damit er noch weiter weg ist! Die Verlierer wollen wir nicht lieb gewinnen, die Gewinner wollen wir lieber sein. In der Schweiz.

aus: Elfriede Jelinek: Da werfen wir lieber den Spiegel weg . In: Tages-Anzeiger, 5.9.2002.

Mehr unter Christoph Marthaler

Essayistische Texte, Reden und Statements
Essayistische Texte, Reden und Statements