Die Körper stehen da auf der Bühne und fragen sich, ob sie jemand sind und ob sie sich nicht vielleicht kennen müßten,
sie fragen sich etwas nicht: wer sie sind. Und Johan Simons läßt sie da dahingestellt sein, als wären sie zufällig,
als wären sie gar nicht da und auch keine Darsteller (Da-Steller?) für solche Fragen nach sich (oder sind das eher Fragen vor sich? Fragen,
die sich die Körper gestellt haben, bevor sie sich dorthin gestellt haben? ). Seine Art ist es nicht, ihnen zu sagen,
wer oder was sie sind oder sein sollen, seine Art ist es nicht, zusagend zu sein, dem Publikum oder seinen Darstellern irgendetwas zu garantieren,
und wäre es nur, daß sie eben da sein und dann dorthin gehen müssen; seine Art ist es nicht, etwas fest zu umreißen,
nur damit es dann ohnedies ausbricht, von dort, wo sie sind, nein, aufbricht, das schon eher.
aus: Elfriede Jelinek: Der bewegte Beweger. (zu Johan Simons) .
http://www.elfriedejelinek.com/fjohan- si-mons.html (15.7.2014), datiert mit 8.5.2012 (= Elfriede Jelineks Website, Rubriken: Archiv 2012, zum Theater).
Zum Regisseur
Johan Simons
und zu seiner Arbeit mit den Körpern (
Körper
) der SchauspielerInnen sowie zu seiner Uraufführungsinszenierung von
Winterreise
(2011).
Simons
inszenierte auch die Uraufführungen von Jelineks Theatertext
Die Straße. Die Stadt. Der Überfall
(2012) und
Das schweigende Mädchen
(2014).