Stimme im Kopf

Abdrucke

Je­li­nek, El­frie­de

:

Stimme im Kopf. In: profil,

12.6.2006

.

 

Aus Anlass der Premiere von

Jo­seph Kes­sel­rings

Arsen und Spitzenhäubchen mit der Schauspielerin

Lib­gart Schwarz

im

Wie­ner Aka­de­mie­thea­ter

; Jelinek nimmt darauf Bezug, dass

Schwarz

in ihrem Theatertext

Das Werk

(2003) sie selbst („die Autorin“) gespielt hat.

 

So wie ich in meinen Stücken immer fremden Stimmen zuhöre und sie in meine eigene Arbeit hineinrinnen lasse, so ist auch Libgart Schwarz eine Schauspielerin des Stimmenhörens. Sie spricht, als würde sie etwas Unhörbares gehört haben, das sie dann, nach einer Verzögerung des Bedenkens und Überdenkens, wieder nachspricht. Das kommt meinem Verfahren, Stücke zu schreiben, natürlich sehr entgegen. Sie hört auf eine Stimme in ihrem Kopf, verfertigt eine Person daraus, die wieder in Zungen spricht, in ihren und anderen gleichzeitig, und dann sind diese Personen plötzlich wieder eine einzige, die aber: Stimmen ist, wenn sie auch keineswegs stimmen oder gar stimmig sein muss. Sie ist viele, und sie will auch viele bleiben. Das ist ihre große Kunst, […].

aus: Elfriede Jelinek: Stimme im Kopf. In: profil, 12.6.2006.

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