Kitschliesl

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Polnisch

 

Zum Tod

Le­ni Rie­fen­stahls

; über den filmischen Stil der Regisseurin. Sie habe permanent gelogen, auch in ihrer Kunst; die Menschenmassen, die sie in ihren Filmen zeigt, würden als Menschenvorrat vorbereitet. Jelinek betont Riefenstahls Zusammenarbeit mit den Nazis (

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

), dem Führer habe sie das „herrliche Menschenfleisch“ geschenkt.

 

Die Menschen setzen sich als Vorrat für die Filme Lenis in Bewegung, als Masse, über die der Einzelne manchmal eben turmhoch hinausragt, nur um Teil der Masse zu bleiben, der sich der Masse öffnet. Die Masse ist weiblich (den hat Hitler ja oft betont, den „weiblichen“ Charakter der Masse, während das Weib allein garnichts ist, außer Gebärerin oder Jungfrau, die sich dem Führer hingeben möchte), man kann in sie, als Masse, in die Masse hineinstoßen. Ihr Fleisch ist nachgiebig und weich, auch wenn es harte Helme und Stiefel und Sturmgewehre trägt. Wir haben die Menschen als Requisiten also für Leni bereitgestellt, der russische Film und der deutsche expressionistische Film und die moderne Werbung haben schon die Filmsprache fertig auf dem Herd stehen, gleich kocht sie, dann kommt eine Würze hinein und dann schütten wir sie drüber, Leni, gelt, das wird lecker, die Bereitgestellten müssen jetzt aber sich selbst als ihren Einsatz abliefern, das brauchen wir von ihnen, die müssen sich noch ausgeben bis zum Äußersten.

aus: Elfriede Jelinek: Kitschliesl. Zum Tod Leni Riefenstahls am 8.9.03 . http://www.elfriedejelinek.com/fleni.html (15.7.2014), datiert mit 10.9.2003 (= Elfriede Jelineks Website, Rubriken: Archiv 2003, Notizen).

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

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