Ich mache hier einen Vorschlag zur Verbesserung eines Denkmals, denn wir sind immer zu mehreren,
die von zweien vertreten werden: der sozialen Christl und den dämonischen Sozialen (beides Demokraten,
aber auf ihre Weise!). Beide sind gegen Bildhauer, aber die soz. Christl. will ihn nicht einmal bezahlen!
Jetzt zuhören: Man muß an einem kleinen unauffälligen Fleck von dem Denkmal eine Schublade anbringen
(es geht auch mit einer kleinen Feuermauer), die Ausmaße sind etwa zehn Quadratzentimeter, aber der Platz
muß dorthin passen. Dann nimmt man die kleine Lade heraus, und sieh da, der Bildhauer hat ein kleines
Sonderdenkmal für die soziale Christl darin untergebracht. Oder er hat es an die Feuermauer angebaut.
In Miniatur. Am besten ein Kriegerdenkmal oder einen kl. deutsch Panzer, von denen sie jetzt einen
nachbauen fürs Museum ja. Der Grund, weshalb ich das rate, ist der, daß dann die sozialen Christln
nicht mehr auf das Denkmal schimpfen können, den auch sie haben mitsamt ihrem Führer in einer kleinen
Form auf (in) dem Denkmal ihren Platz gefunden und sind daher ewig geworden. Auf diese Weise kann das
Denkmal erbaut und sogar bezahlt werden.
aus: Elfriede Jelinek: Lieber Bildhauer!
In: Jenni, Ulrike / Scheufele, Theodor (Hg.): Alfred Hrdlicka. Texte und Bilder zum sechzigsten Geburtstag des Bildhauers A. H. Gräfelfing: Moos 1988, S. 30.
Zum 60. Geburtstag
Alfred Hrdlickas
; über die Errichtung von
Hrdlickas
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus , das Kontroversen auslöste und von Kritik begleitet wurde (
Krieg
,
Nationalsozialismus
).