Die Gegenstände dieser Komödiendichter sind angreifbar, zu ihnen gehört, und vielleicht mehr
als in der differenziertesten Prosa oder Lyrik, das Wort, in dessen Wesen sich nichts verbirgt,
weil Wort und Gegenstand eins sind. Der Gegenstand verschwindet nicht, kaum dass man das Wort für ihn hat.
Er gibt sich einem vielmehr in die Hand. Und darin sind Wort und Ding nie wieder geschieden, verschieden.
In der großen Dichtung glaubt man einen Augenblick, das, wovon die Rede ist, zu fassen, doch es gleitet
einem aus der Hand. Bei diesen Artisten der Bühne jedoch bleibt, so schnell sich auch alles bewegt,
der Gegenstand doch in meiner (unsrer) Hand. Und das ist der Grund meines Übersetzens dieser Komödien:
In diesen Dingen ist alles zuhause, und die Worte werden über die Dinge geworfen wie Ringe über einen Stecken,
geschleudert von einem rasenden Reiter, der aber auch immer dort bleibt, wo er je schon war. Und jeder weiss alles
und auch noch zur gleichen Zeit wie alle übrigen. Action!
aus: Elfriede Jelinek: Das Über-setzen. In: Übersetzergemeinschaft (Hg.): Übersetzergemeinschaft 1981-1999. Für Utta Roy-Seifert. Wien: Übersetzergemeinschaft 1999, S. 7-9, S. 9.
Über ihre
Feydeau-
und
Labiche-
Übersetzungen und das Übersetzen im Allgemeinen. Die beiden Autoren würden in ihren Stücken „eine Maschinerie des Gesellschaftlichen“ (
Gesellschaft
) auf die Bühne bringen, die handelnden Figuren wären Marionetten, die in den Konventionen des Bürgertums und der Geschlechterverhältnisse (
Mann
,
Frau
) gefangen sind. In ihren Übersetzungen tendiere sie zu Radikalisierung und Übersteigerung (
Schreibverfahren
).