Barbara Behrendt:Was war für Sie der entscheidende Impuls für Ihr Stück „FaustIn and out“ – ein Zufall, eine Idee, eine Wut, ein Auftrag...?
Elfriede Jelinek: Ich bin schon vor einiger Zeit auf den Begriff des Sekundärdramas gekommen, das war so eine Idee, und zwar anlässlich einer „Nathan“-Produktion unter der Regie von Nicolas Stemann. Eigentlich war das ein entscheidender Schritt für meine Arbeit. Ich benutze ja immer wieder Zitate für meine Stücke, und das Sekundärdrama ist für mich etwas wie ein Klumpen-Zitat, das in ein fremdes Stück eingefügt wird und seinerseits wieder Zitate aus dem Primärdrama, wenn man es so nennen kann, verwendet. Im Idealfall entsteht eine Art dialektischer Wechselwirkung zwischen dem Originalstück und dem Sekundärdrama, ein Oszillieren, bei dem das eine dem anderen nichts nimmt, sondern etwas hinzufügt, das wieder ein andres Licht auf das Originalstück wirft (und vielleicht auch umgekehrt), es aus einem andren Blickwinkel zeigt. Das Sekundärdrama nistet sich also dort ein und gibt dem ursprünglichen Text einen bestimmten Drall, aktualisiert ihn manchmal und versucht, die Tiefenschichten des Originals freizulegen [...].
aus: Barbara Behrendt: Vorspiel: Die Autorin Elfriede Jelinek. http://www.theaterheute.de/blog/muelheimstuecke/vorspiel-die-autorin-elfriede-jelinek/ (15.7.2014) (= Blog der Zeitschrift Theater Heute zu den Mülheimer Theatertagen 2013).
Anlässlich der
Mülheimer Theatertage
2013, zu denen
FaustIn and out
in der Inszenierung von
Dušan David Pařízek
eingeladen wurde; über Frauen (
Frau
) am Theater, die
Mülheimer Theatertage
, den Begriff Sekundärdrama und ihr Stück
FaustIn and out
. Das Sekundärdrama beschreibt sie als „Klumpen-Zitat, das in ein fremdes Stück eingefügt wird“ und „eine Art dialektischer Wechselwirkung zwischen dem Originalstück und dem Sekundärdrama, ein Oszillieren, bei dem das eine dem anderen nichts nimmt, sondern etwas hinzufügt“, entstehen lässt.