Wie diese jungen Stimmen sich beuteln beim Tanzen und bündeln zum Volksbegehren, kaum daß sie sprechen und T-Shirts auswählen gelernt haben.
Es hört etwas auf sie, auf unsre Jugend – etwas, das sich mühsam erhebt, ein Echo, für das es das erste Mal längst gegeben hat. Und die Stimme
wird fremd wie von einem andren Unwesen, das es schamlos mit jedem treibt. Mit jedem, der das Eigene hoch über den Kopf hält, um es dem anderen
über den Zaun zu schmettern. Und nichts wie ein Kleintier, vom Nachbarn mühsam gebändigt und angeleint, ist dann hin. Und ein gut erzogenes
Blumenbeet noch dazu! Da wird der Vater aber schimpfen! Und seinen großen Schluck trinken von den Schuldigen, den Schulkindern, die er auf seinem
Grund und Boden gezüchtigt hat. Jetzt wird brav abgezahlt, Bub, jetzt schlagen wir los, denn wir haben es damals nicht zu Ende führen können.
Jetzt machen wirs in Heimarbeit, zuhaus, wo wir heute als Jäger zusammengetreten sind. Denn man weiß nicht: Warum sind diese Fremden,
die sich selber mitsamt den Wurzeln ausgerissen haben, überhaupt da?
aus: Elfriede Jelinek: An den, den’s angeht .
In: wespennest 91 (1993), S. 35-36, S. 35.
Epilog zur Inszenierung ihres Theatertextes
Wolken.Heim.
(1988) am
Wiener Volkstheater
1993; eine in einer kurzen Passage überarbeitete Fassung wurde unter dem Titel Vom Volksbegehren zum Volk der Wahl als Vorrede zur
Wolken.Heim.
-Lesung bei der Volkstheater-Matinee am 26.10.1999, dem österreichischen Nationalfeiertag, vorgetragen. Der Text nimmt Bezug auf das Ausländervolksbegehren der FPÖ (
Freiheitliche Partei Österreichs
),
Jörg Haider
(
Haider, Jörg
) und die
Fremdenfeindlichkeit
seiner Bewegung junger Männer.