Ja, da hab ichs mir gemütlich gemacht. Bitte schaukeln Sie nicht so mit meinem Haus! Ich gebe heute, nur dieses eine Mal, anläßlich dieser eingeschobenen Vorstellung, bei der einmal ich herumgeschoben
werde, das letzte. Sie können es ruhig nehmen mehr kriegen Sie nicht. Obwohl ich alles davor jahrzehntelang angespart hatte. Bald wird es wieder vorbei sein. Der Tod ist doch normalerweise das
größte Ereignis, alles ist klein im Vergleich zu ihm, sagt der Dichter mit Worten, die mir viel geben, aber nichts sagen. Na, ich habe schon größere Ereignisse erlebt. Meine Premieren in Anwesenheit
der höchsten Uniformierten, dieser Vormieter der Ewigkeit. Leute mit Armbinden, Ordner, die den Schlüssel zu ihr hatten und Millionen durchwinkten. Ordnung muß sein.
aus: Martin Zylka: Erlkönigin . Hörspieltyposkript, WDR 2005.
Der
WDR
produzierte Jelineks Theatertext
Erlkönigin
als monologisch konzipiertes Hörspiel, wofür der ursprüngliche Text kaum verändert wurde.
Elisabeth Trissenaar
, die Sprecherin des Hörspiels, sollte ursprünglich als Darstellerin in der geplanten Uraufführungsinszenierung von Macht Nichts in der Inszenierung von
Einar Schleef
mitwirken, die jedoch aufgrund von Schleefs Tod nicht zustande kam.
Wie der Theatertext verhandelt auch das Hörspiel Opportunismus und ideologische Mittäterschaft einer
Künstlerin
– in der Regieanweisung ist von einer verstorbenen Burgschauspielerin die Rede – im
Nationalsozialismus
. Die Schauspielerin wird in ihrem Sarg dreimal um das Theater getragen und wirft Fleischstücke aus ihrem Körper ins Publikum. Sie spricht über den
Tod
und ihre Karriere als Schauspielerin im Nationalsozialismus und nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Vor Beginn des gesprochenen Textes wird eine Sequenz aus dem
Schubert
-Lied Erlkönig eingespielt. Die Komposition
Franz Hummel
s ist parallel zu den von der Schauspielerin gesprochenen Textpassagen zu hören, sodass ein Zusammenspiel von Sprechertext und Musik entsteht.