Die nackten weiblichen Individuen sind jedem Blick, jedem Handgriff vollkommen ausgelie-fert.
Sie stellen nicht einmal mehr ein echtes Opfer dar (sogar ein Tier würde sorgfältiger geopfert werden.
Man verspricht sich ja einiges von ihm!), weil sie ja zu nichts andrem vorgesehen sind, als Opfer zu sein.
Denn es scheint nichts zu zählen, was sie waren, was sie sind, und das Amüsement,
das man aus ihnen herauszuziehen hofft, das ist nur das Amüsement des Todes selbst,
der ein bißchen herumspielt, um diese Geister auf ihren Wegen in den Tod ein wenig aufzuhalten,
mit ihnen wie mit Bauklötzchen oder Spielfiguren ein wenig herumzumachen, herumzufingern […].
aus: Elfriede Jelinek: Frauen .
In: Bulletin des Republikanischen Clubs Neues Österreich 3/2000, S. 2. Das weibliche Nicht-Opfer.
Rede vor der Wächterin zum Frauenauftakt der regierungskritischen Wiener Donnerstagsdemonstration (
Demonstration
) am 4.5.2000.