Es hat eine Gründung von einem Frauenraum stattgefunden, aber das hat nichts begründet, und man kann es den Frauen auch wieder nehmen,
was sie da bekommen haben oder noch gar nicht wirklich bekommen haben, ohne Begründung. Zuerst zeigt man es ihnen, dann nimmt man es ihnen wieder weg.
Vom Nichts ins Nichts. Von nichts kommt nichts. Aber wenn man jahrelang um etwas kämpft, glaubt, es endlich zu haben, und dann hat man es doch wieder nicht,
das ist schlimmer als nichts zu haben. Das ist, als ob man sich selber ständig aufbrauchen würde, wie ein Feuer, das sich selbst verzehrt und dann zusammenfällt,
weil es keine Nahrung mehr bekommt auf diesem sauberen Fußboden.
aus: Elfriede Jelinek: Frauenraum.
In: Janke, Pia (Hg.): Die Nestbeschmutzerin. Jelinek & Österreich. Salzburg: Jung und Jung 2002, S. 84-85, S. 85.
Nach ihren Protesten bekamen die Besetzerinnen des Wiener Rondells im Frühjahr 2000 finanzielle Unterstützung von Land und Bund und konnten im ehemaligen Wiener Kosmos-Kino den kosmos.frauenraum eröffnen. Jelinek hielt am 15.5.2000 diese Eröffnungsrede, in der sie die Unterdrückung und Ausgrenzung von Frauen thematisiert.