Dankesworte

Abdrucke

auch in:

 

Dankesrede zur Verleihung des

Pe­ter-Weiss-Prei­ses der Stadt Bo­chum 1994

. Über ihr literarisches Engagement. Sie versuche

Ös­ter­reich

aus seiner Gemütlichkeit zu reißen, indem sie das, was nicht in das Bild der Fremdenverkehrswerbung (

Tou­ris­mus

) passe, sichtbar mache und der „Lüge der ewigen Schuldlosigkeit“ die Opfer der österreichischen Geschichte entgegenstelle (

Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung

). Die Identität Österreichs beruhe auf der Aufhebung fremder Existenzen (

Frem­den­feind­lich­keit

,

Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

).

 

Ich habe diesen Preis, für den ich mich sehr herzlich bedanken möchte, auch für mein sogenanntes Engagement bekommen. Der Preis ist nach einem grossen Engagierten, Peter Weiss, benannt. Ich sehe mich selbst auch in dieser literarischen Tradition. Ich versuche, mich dort einzuordnen, indem ich dieses Unwirkliche, das in meinem Land, Österreich, haust, immer wieder aus seiner Gemütlichkeit herausreisse. Wenn es sich gerade am wohligsten in seinen Mehlspeisen räkelt, dann gehe ich an das Eingemachte, das ja auch ein Gemachtes ist. Und so haben wir in Österreich uns auch unsere Geschichte sozusagen selbst gemacht, hausgemacht. Es ist uns zu rasch erlaubt worden, je schon Unschuldige gewesen zu sein.

aus: Elfriede Jelinek: Dankesworte . In: Peter Weiss Jahrbuch 4 (1995), S. 32-33, S. 32.

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Essayistische Texte, Reden und Statements
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