Das Stück beginnt an dem Punkt, wo Brigitte auf Heinzens Fährte gesetzt ist, und kurz darauf Paula auf Erichs, und es steuert unerbittlich auf die Hochzeit der beiden Frauen zu.
Wie im Roman wechseln auch im Stück „Brigitte-Szenen“ mit „Paula-Szenen“ ab, das Montageprinzip wird durch die Verknappung auf Spielszenen zur dramatischen Form. Brigitte und
Paula sind eigenständige, in ihrer Psychologie differenzierte Figuren und zugleich zwei exemplarische Exponentinnen des gleichen Prinzips. Sie sind alles andere als eindimensional;
in ihrer Anstrengung, Heinz/Erich zu gewinnen, liegt auch eine grosse Kraft. Die scharfe Beobachtung Elfriede Jelineks, die akribisch jede Regung ihrer beiden Figuren notiert,
eröffnet ein reiches Potential an Facetten und Spielmöglichkeiten, das sich Bearbeitung und Regie zunutze machen. Ein zentrales Moment in unserem Konzept ist die umwerfende Komik
bis hin zum Slapstick, die Brigitte und Paula gerade in ihrer fremdbestimmten Situation und ihrer permanenten Anspannung entfalten. [...]
Im Stück kommen die Männer nicht als Figuren, sondern nur im Sprechen und in Aktionen der Frauen vor. Das Prinzip der Aussparung gibt den Frauen Gelegenheit, über die Männer zu
sprechen und mit sich selbst mögliche Gespräche mit Heinz/Erich durchzuspielen. Sie denken immer an die Männer.
aus: Konzept der Theatergruppe Xanthippe Bern zur Aufführung. Typoskript, o. J.
In dieser Dramatisierung traten ausschließlich die weiblichen Figuren aus Jelineks Roman auf. Die männlichen Figuren, Erich und Heinz, waren nur indirekt präsent, wenn die Frauen über sie sprachen. Im Mittelpunkt der szenischen Fassung stand die kritische Reflexion patriarchaler Machtstrukturen (
Patriarchat
), scheinbar festgefügter Rollenbilder von
Mann
und
Frau
sowie der Trivialmythen (
Trivialmythos
) im Kontext von Liebe (
Ehe
) und
Familie
.