Die Dame vom Maxim (La Dame de Chez Maxim, 1899)

Personen

Petypon; General Petypon du Grêlé; Mongicourt; Der Herzog; Marollier; Corignon; Étienne; Der Straßenfeger; Der Pfarrer; Chamerot; Sauvarel; Guérissac; Varlin; Émile; 3. Offizier; Vidauban; Tournois; Das Mädel Crevette; Madame Petypon; Madame Vidauban; Madame Sauvarel; Clémentine; Die Herzogin de Valmonté; Madame Ponant; Madame Claux; Madame Virette; Madame Hautignol; Die Baronin; Madame Tournois.

Abdrucke

Teilabdruck:

 

Jelinek erstellte alle Übersetzungen von

Fe­ydeau

-Theaterstücken im Auftrag des

Thea­ter­ver­lags Ute Nys­sen & J. Ban­se­mer

. Ein Großteil der Übersetzungen stammt aus den 1980er Jahren. Sowohl wirtschaftlich-finanzielle als auch ästhetische Überlegungen des Verlags waren für die Wahl Jelineks ausschlaggebend: so sollten die Übersetzungen Jelinek zu höheren Honoraren und einer größeren Bekanntheit im Theaterbereich verhelfen (zumal

Fe­ydeau

-Stücke häufig an größeren Bühnen gespielt werden) und gleichzeitig die von herkömmlichen Vorstellungen geprägte

Fe­ydeau

-Rezeption im deutschsprachigen Raum erneuern.

Charakteristisch für den Stil der Übersetzungen sind einerseits Aktualisierungen in der Wortwahl, andererseits aber auch die Beibehaltung des Sprachrhythmus sowie der Wortspiele und die Betonung des gesellschaftskritischen Gehalts der Originale. Zentrale Aspekte sind die Hinterfragung geschlechts- und klassenspezifischer Konventionen (

Frau

,

Mann

) der

Ge­sell­schaft

und das Aufzeigen der Doppelbödigkeit der bürgerlichen Moral, die sich vor allem in der

Ehe

und der

Fa­mi­lie

sowie im Umgang mit

Se­xua­li­tät

manifestiert.

Jelinek erstellte die Übersetzung Die Damen von Maxim 1990. Nach der deutschsprachigen

Erst­auf­füh­rung am Ba­di­schen Staats­thea­ter Karls­ru­he

wurde das Stück in Jelineks Übersetzung nicht mehr neu inszeniert.

Ein zentrales Motiv des Textes ist der Ehebruch (

Ehe

). Nach einer ausschweifenden Nacht findet der Arzt Petypon eine fremde Frau namens Crevette, Tänzerin in einem zwielichtigen Nachtlokal, in seinem Bett, und er versucht, sie vor seiner Ehefrau zu verbergen. Daraus ergeben sich zahlreiche Verwicklungen, die die doppelbödige Moral der bürgerlichen

Ge­sell­schaft

zeigen und konventionelle Geschlechterstereotype (

Frau

,

Mann

) kritisch beleuchten.

 

Die Stimme: Uah! ahuaha!
Petypon: Aber das kommt ja aus meinem Zimmer!
Mongicourt: Eindeutig.
Petypon:(wendet sich, gefolgt von Mongicourt, dem Wandvorhang im Hintergrund zu) Ich träume doch nicht! … Da ist einer!
(Gleichzeitig ziehen sie die beiden Vorhangteile beiseite, Petypon den linken, Mongicourt den rechten. Beide prallen zurück, da sie, im Bett liegend, mit einem einfachen Hemdchen bekleidet, eine junge Frau vorfinden, die gerade aufwacht. Sie hat kurzgeschnittenes blondes Haar.)
Petypon und Mongicourt: Ha!
Das Mädel:(richtet sich auf seiner Liegestatt auf, spricht wie ein Junge) Guten Morgen, Kinder!
Petypon:(entsetzt) Wer ist denn das?!
Mongicourt:(läßt sich lachend auf den Stuhl fallen, der rechts an der Verkleidung der Wandöffnung steht) Mein lieber Mann! … Du läßt wohl nichts anbrennen, was?
Petypon:(mit entsetzt gesträubten Haaren am Fußende des Bettes) Wie? Oh nein! … Was soll das heißen? … (zum Mädel) Madame! Was soll das bedeuten? … Wo kommen Sie her?
Das Mädel:(amüsiert) Wo daß ich herkomme? Na hör mal, das weißt du doch!
Petypon:(indigniert) Aber ich kenne Sie nicht! … Was fällt Ihnen ein? … Warum sind Sie in meinem Bett?
Das Mädel: Warum ich in deinem Bett bin? … Na du hast vielleicht Nerven! (zu Mongicourt) Hör mal, du … Unbekannter! … Der fragt mich, warum daß ich in seinem Bett bin!
aus: Georges Feydeau: Die Dame vom Maxim. http://www.dtver.de/downloads/leseprobe/n-----47.pdf (15.7.2014) (= Website des Deutschen Theaterverlags).