Frauen Power. Die Schwestern im Geist zu den Fragen der Zeit

Nachweis

 

Jelinek und

Don­na Le­on

über schreibende Frauen (

Frau

) und den politischen Rechtsruck (Politik) in

Ös­ter­reich

und den

USA

. Jelinek kritisiert, dass die Männer nach wie vor „die kulturelle Norm und den Maßstab, dem das Werk von Frauen gerecht zu werden hat“, bestimmen. Sie äußert sich pessimistisch zu der Frage, ob man mit Literatur und Kunst etwas in der Welt zum Positiven verändern könne, betont jedoch die Notwendigkeit politisch engagierter Kunst und kritischer

Me­di­en

.

 

Dagmar Kaindl:Haben es schreibende Frauen schwerer?

Elfriede Jelinek: Ich glaube nicht, dass man sich als schreibende Frau noch durchkämpfen muss. Allerdings wird Frauen seltener als Männern ein Werk zugestanden, denn Männer bestimmen ja die kulturelle Norm und den Maßstab, dem das Werk von Frauen gerecht zu werden hat. Auch in Aufzählungen bedeutender Schriftsteller tauchen kaum je die Namen der Frauen auf.

Donna Leon: Ich nicht, weil ich Krimis schreibe. Das fast überall errichtete Alt-Herren-Netzwerk etablierte sich nie in der Kriminalliteratur, weil man sie nicht für wichtig genug hielt, sondern nur für Unterhaltung. Tatsache ist: Die meisten berühmten Künstler sind tote weiße Männer. Aber die meisten berühmten Krimiautoren sind tote weiße Frauen – in meinem Fall noch nicht.

aus: Dagmar Kaindl: Frauen Power. Die Schwestern im Geist zu den Fragen der Zeit . In: News, 21.12.2000.