N. N.:Was haben Sie für ein Verhältnis zu Ihrer geschriebenen Literatur?
Elfriede Jelinek: Ich habe ein neurotisch gestörtes Verhältnis zu meinen Werken,
und zwar so, daß ich es nicht ertragen kann, sie nach ein, zwei Jahren wieder zu
lesen. Ich bin froh, wenn ich es noch schaffe, die Fahnen zu korrigieren. Seltsam, das
müßte mir mal ein Psychiater erklären, was das ist, die absolute Abscheu vor
meiner Arbeit. Es ist ein Jammer, weil ich dadurch um meine Erfolgserlebnisse gebracht
werde. Die habe ich immer nur beim Schreiben.
Wenn Sie schreiben, denken Sie dabei an den Leserkonsumenten?
Nein, ich denke nicht an den, der das liest. Es verschafft mir ein wirkliches
Glücksgefühl, zu überlegen, daß ein Stück nicht aufgeführt wird. Denn wenn es nicht
aufgeführt wird, dann kann es auch nicht versaut werden.
Glauben Sie, daß Ihre Arbeit noch entwicklungsfähig ist?
Ich hoffe es. In der „Wildnis“ habe ich schon das Gefühl, einen Höhepunkt erreicht
zu haben, den ich so leicht nicht überbieten kann. Ich habe ein wenig Angst davor,
daß ich jetzt eine Zeitlang stagniere.
aus: N. N.: Der Tod ist das absolute Nichts . In: Abendzeitung, 31.10./1.11.1988.
Über
Feminismus
und
Sexualität
. Kritisch äußert sie sich über Gegenreaktionen auf die feministischen Positionen der Frauenbewegung (
Frau
,
Mann
): männliche Sexualängste und die „strapsigen, seidene Unterwäsche tragenden Frauen“, spricht über Persönliches und Biographisches (z.B. Kindheit und Ausbildung (
Person
)), ihre
Schreibverfahren
und die Rezeption ihrer Texte. Als ihren Lieblingsschriftsteller bezeichnet sie
Walter Serner
,
Brahms
als ihren Lieblingskomponisten und den Dadaismus als ihre bevorzugte Kunstrichtung.