Nicht wirklich eine Österreicherin

Nachweis

auch in:

  • Ca­sa­no­va, Pas­ca­le

    :

    Critica austriaca de la razón germánica. Entrevista con Elfriede Jelinek. In: El Urogallo 124-125 (

    1996

    ), S. 39-41

    (auf Spanisch, Titel: Critica austriaca de la razón germánica. Entrevista con Elfriede Jelinek )

    .

  • Ca­sa­no­va, Pas­ca­le

    :

    Critique autrichienne de la raison germanique. Entretien avec Elfriede Jelinek. In: Liber 27 (

    1996

    ), S. 3-5

    (auf Französisch, Titel: Critique autrichienne de la raison germanique. Entretien avec Elfriede Jelinek )

    .

 

Sie betont, dass ihre Prosatexte für sie von größerer Wichtigkeit sind als die Arbeiten fürs Theater. Während die Prosawerke „eine künstliche Sprache [...], die ganz und gar konstruiert ist“ aufweisen, könne man sich am Theater „direkter ausdrücken“. In ihrer

Thea­ter­äs­the­tik

bezieht sie sich auf

Sa­mu­el Be­ckett

, ihre Spracharbeit sieht sie in der sprachkritischen

Schreib­tra­di­ti­on

Österreichs (

Ös­ter­reich

) (

Karl Kraus

, Wiener Gruppe). Ein zentraler Aspekt ihres Schreibens sei die Verarbeitung massenmedialer Klischees (

Tri­vi­al­my­thos

). Sie konstatiert, dass die Reaktionen auf ihre Arbeiten fürs Theater in den

Me­di­en

allmählich reflektierter werden, erläutert die Gründe, warum sie ihre Werke fast ausschließlich in deutschen Verlagen publiziert und spricht über die Unterschiede zwischen Österreich und

Deutsch­land

(z.B. Distanz, Ironie und Selbstironie als Eigenschaften, die in Österreich stärker ausgeprägt wären).

 

Pascale Casanova:Und wie war das Echo der Kritik auf Ihr Theater, in der österreichischen Presse?

Elfriede Jelinek: Das hat sich sehr geändert seit meinem Beginn am Theater. Jahrelang hat mich die Presse verrissen, praktisch vernichtet; jetzt beginnt man immerhin zu begreifen, daß meine Theatersprache nicht in der Tradition des neunzehnten Jahrhunderts steht, des psychologischen Theaters also, daß ich vielmehr in die Tradition eines Beckett gehöre – und allmählich wird der Wert meiner Stücke anerkannt.

Überrascht mich, daß Sie von Beckett sprechen, denn zuerst denkt man doch an Brecht…

[…] Ich sehe meine Arbeit weniger unter dem Einfluß von Brecht als unter dem der österreichischen Tradition der Sprachkritik, ich denke etwa an den jungen Wittgenstein, an Karl Kraus, vor allem natürlich an Ödön von Horváth und – in Deutschland – an Marieluise Fleißer.

aus: Pascale Casanova: Nicht wirklich eine Österreicherin. In: Arnold, Heinz Ludwig: O Österreich. Göttingen: Wallstein Verlag 1995, S. 59-63, S. 59-60.

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