Alptraumklang, Mordgedanken

Nachweis

 

Gespräch mit Jelinek und

Ol­ga Neu­wirth

über

Lost High­way

, ihre Beschäftigung mit Kriminalfällen,

Ge­walt

und

Tod

sowie über ihre weiteren Pläne in Salzburg, Wien und international. Aufgrund der Komplexität des Films sei die

Mu­sik

„das Einzige [...], was man einem so verrückten, alogischen Stoff noch entgegensetzen kann“, da man in der Musik „die Zeitebenen aufheben“ und „gleichzeitig vorwärts und rückwärts gehen“ kann.

 

„Wenn ich selbst das nur wüsste“, beantwortet Elfriede Jelinek die Frage nach der Dramatisierbarkeit eines Plots voller Rätsel und mirakulöser Schnitte. „Ich habe selbst keine Ahnung, wovon die Oper handelt. Der Film ist so unglaublich kompliziert, dass die Musik das Einzige ist, was man einem so verrückten, alogischen Stoff noch entgegensetzen kann. In der Musik kann man die Zeitebenen aufheben, kann gleichzeitig vorwärts und rückwärts gehen. Lynchs Film ist wie ein Endlosband, und was immer man sieht, ist möglicherweise nur die Projektion der handelnden Personen.

„Distanz schaffen und einen Suspense herbeiführen, sodass man nicht weiß, was in der nächsten Minute kommt“, definiert Olga Neuwirth [...] ihr Stilprinzip. Wie im Film wird es keine Übergänge, sondern scharfe Schnitte geben. In die Intimität der Wohnung des unseligen Paars wird das Publikum gesogen, indem die Musik mittels Live-Elektronik und elektronischer Verzerrung mitten im Zuschauerraum stattfindet.

aus: Heinz Sichrovsky: Alptraumklang, Mordgedanken. In: News, 23.10.2003.