N. N.: Was halten Sie von den EU-Sanktionen?
Elfriede Jelinek: Ich würde gerne einen Verein der Freunde der Sanktionen gründen – nur sollten sie verstärkt werden. Die Sanktionen sind etwas, das es gar nicht gibt und von dem niemand weiß, was es ist, aber um das sich alles dreht, um von dem abzulenken, was ansteht: nämlich vom brutalen Sozialabbau. Soll die Regierung halt nicht mit den EU-Politikern fressen und saufen und sich dabei fotografieren lassen! […] Ich würde diesen Leuten schließlich auch nicht die Hand geben. Und solange diese Regierung im Amt ist, werden meine Stücke hier nicht aufgeführt. Auch wenn die Sanktionen aufgehoben werden. […]
Sie haben die FPÖ einmal als homoerotischen Männerbund bezeichnet.
Diese Partei, in der selbst die Vizekanzlerin nur Her Master’s Voice ist, ist ein elitistischer Männerbund. Man spielt mit der sexuellen Ambivalenz und fängt damit vor allem junge Männer ein. Frauen weniger, die suchen etwas anderes. Haider ist der Exponent: Seine Kostümierung vom eleganten, etwas extravaganten Anzug bis zum Lederdress, seine Sport- und Aktfotos – diese homoerotischen Codes suggerieren Heilserwartung und übertreffen alles, was man von Rechtspolitikern kannte.
aus: N. N.: „Die EU Sanktionen müssen noch verstärkt werden!“ In: News, 3.8.2000.
Über die Koalition zwischen ÖVP und FPÖ (
Freiheitliche Partei Österreichs
). Sie prognostiziert, dass die FPÖ „zerrissen wird zwischen dem wirtschaftsliberalen Kurs und der behaupteten Anwaltschaft für den kleinen Mann“ und befürwortet stärkere EU-Sanktionen (
Europäische Union
) gegen
Österreich
. Sie kritisiert die
Politik
der ÖVP-FPÖ Regierung (u.a.
Karl-Heinz Grasser
), analysiert die Auftritte
Jörg Haiders
(
Haider, Jörg
) und wirft
Wolfgang Schüssel
Wählertäuschung vor. Ihr Roman
Gier
wird angesprochen und von ihr als Versuch beschrieben, „das Land der Anständigen, Fleißigen, Tüchtigen zu fassen, der derzeitigen Gewinner der Geschichte“, obwohl sie „weder anständig noch fleißig noch tüchtig sind, sondern nur gerissen und geschickt“.