Diese Nachgiebigkeit, in der Projektion auf etwas selbst schon Geworfenes, Weggeworfenes, in die Luft Geschleudertes macht das Gesicht Hanna Schygullas dann auch selbst wieder zu einer Projektionsfläche, auf die später dann die berühmtesten Fotografen ihre Bildervorstellungen von einer Frau werfen konnten, denn dieses Gesicht konnte, kann alles sein, weil es sich nicht so und so verhält oder dies oder das macht, nicht eine Miene verzieht, nicht zur Betriebsamkeit erstarrt, was das Gesicht normalerweise tun muß, um auf ein Foto zu kommen und anzudeuten: jeden Moment kann etwas Entscheidendes passieren, im Moment noch nicht, aber gleich!; sondern weil es über die Möglichkeit des Alterns, der Verwirrtheit, der Zerstörung hinausreicht, aber nicht, indem es damit rechnet und die Veränderung, die droht, oder auf die man hoffen kann, bereits in der Gegenwart des kurzen Klickens eines Kameraverschlusses vorwegnimmt. Dieses Gesicht macht nichts, es ist einfach da.
aus: Elfriede Jelinek: Kein verworfenes Gesicht (ein paar Notizen, ungeordnet, zu Hanna Schygulla) . http://www.elfriedejelinek.com/fhanna.html (4.10.2019), datiert mit 5.1.2005 (= Elfriede Jelineks Website, Rubriken: Archiv 2005, zum Kino).
Zum 60. Geburtstag
Hanna Schygullas
;
Hanna Schygulla
wirkte am
projekt jelinek (1996)
am
Bayerischen Staatsschauspiel
/Marstall, München, mit; über
Schygulla
und ihre Mitwirkung in
Rainer Werner Fassbinders
Film Liebe ist kälter als der Tod. In den frühen
Fassbinder
-Filmen sei ihr Gesicht wie ein Seidentuch, auf das unterschiedliche Bilder projiziert werden. Das Gesicht
Hanna Schygullas
könne alles werden, was der Regisseur will.