Ramsau am Dachstein

Filmstill

Mitwirkende

Sprecherin:

Eli­sa­beth Orth

;

Je­li­nek

tritt im Film als Kommentatorin auf.

Erstsendung

  • 21.5.1976

Abdrucke

Abbildung der 1. Seite des Drehbuch-Typoskripts

 

Ramsau am Dachstein war der fünfte Beitrag der ORF-Reihe Vielgeliebtes Österreich , in deren Rahmen 1975 bis 1977 14 einstündige Porträts österreichischer Regionen (

Ös­ter­reich

) gezeigt wurden. Die Idee ging u.a. auf den Schriftsteller und ÖVP-Kulturpolitiker

Jörg Mau­the

zurück. Das Konzept der Reihe, die ein Zitat aus der Österreichischen Bundeshymne als Titel hat, war, österreichische SchriftstellerInnen einzuladen, ein Gebiet und dessen Besonderheiten vorzustellen.

Der Film, der den Fremdenverkehr in der Ramsau (Steiermark) ankurbeln sollte, wurde durch Jelineks Drehbuch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem

Tou­ris­mus

und seinen Folgen (Ausbeutung von

Na­tur

und Menschen, insbesondere von Frauen (

Frau

) ) sowie mit den Klassenunterschieden in der

Ge­sell­schaft

. Im Mittelpunkt steht die unterprivilegierte Schicht der (Saison-)ArbeiterInnen (

Ar­bei­te­rin

) und der bäuerlichen Hilfskräfte im Gegensatz zu den Besitzenden, denen es um Profit durch Tourismus geht (

Ka­pi­ta­lis­mus

). Zentrale Figur des Films ist die Magd Josefa, die über ihr Leben und ihre Arbeit auf den Bauernhöfen berichtet. Jelinek tritt auch selbst mehrfach auf. An unterschiedlichen Orten der Ramsau spricht sie u.a. folgende Sätze: „Das ist eine schöne Landschaft. Schönere Landschaften können aus ihrer Schönheit eher Profit schlagen als weniger schöne. Diese schöne Landschaft hat das rechtzeitig erkannt.“

Bereits bei der Entstehung des Films kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Jelinek und dem Regisseur

Claus Hom­schak

, der mehrere kritische Sequenzen des Drehbuchs in der filmischen Umsetzung entschärfte. Nach Ausstrahlung des Films protestierte nicht nur die Ramsauer Bevölkerung und der Tourismusverband, sondern auch die ÖVP.

Jelinek verarbeitete in der Folge Material des Drehbuchs, das nicht verwendet wurde, zu den Hörspielen

Por­trät ei­ner ver­film­ten Land­schaft

(1977) und

Die Ju­bi­la­rin

(1978). Die Auseinandersetzungen bei der Produktion des Films werden im Hörspiel

Por­trät ei­ner ver­film­ten Land­schaft

thematisiert.

 

[…] was ich gezeigt habe, waren die Leute, die von dem Boom, vom Hotel- und Pensionsbau, vom Pisten- und Schleppliftbau oben in der Gegend eben nicht profitiert haben. Das sind genau die Leute, die auch den Bauern – das waren ja alles ehemalige Bauern dort – ihre Höfe aufgebaut haben, wofür sie dann irgendwann im Altersheim gelandet sind, wenn sie nicht mehr arbeiten konnten – das waren also die ehemaligen Mägde und Knechte.

Eine uralte Bauernmagd, die aber mit 86 Jahren immer noch im Hotel Geschirr abwaschen muß, um sich ihre Rente aufzubessern, die war eigentlich die Haupt-Figur.

aus: Heinz Trenczak, Renate Kehldorfer: Achtzig Prozent der Filmarbeit sind Geldbeschaffung. Ein Gespräch mit Elfriede Jelinek . In: Blimp 2/1985, S. 12-17, S. 12-13.

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