Judith Gerstenberg:Braucht Dieser Text das Theater?
Ruedi Häusermann: Dieser Text ist für mich, wie gesagt, ein fertig komponiertes Werk. Er bräuchte das Theater nicht. Die Bilder sind drin,
eine Überfülle von Geschichten – manchmal macht Jelinek die Tür auch gar nicht ganz auf, weil man nicht mehr weitergehen könnte – dennoch sehe ich natürlich die große Chance darin,
im Theater diesen Text hörbar zu machen. Der Text ist nicht leicht zu lesen bzw. ist es schwer, dabei auch seine sinnliche Qualität zu erfassen. [...] Die Worte gehen durch einen Körper,
werden Stimme; die erzeugt einen Klang, der die enorme erzählerische Kraft weiterträgt, die Dieser Text hat.
aus: Judith Gerstenberg: Ein Gespräch mit Ruedi Häusermann. In: Programmheft des Wiener Burgtheaters zu Elfriede Jelineks Über Tiere , 2007.
In Koproduktion mit dem Burgtheater wurde die Uraufführung-Inszenierung von
Über Tiere
im Kasino am Schwarzenbergplatz (4.5.2007) zu einer Hörspielfassung verarbeitet. Auf die instrumentale Einstiegssequenz – einer Variation von Mozarts d-Moll-Phantasie mit 12 Klavieren, tickenden Metronomen und Stimmen – folgen die von der Schauspielerin
Sylvie Rohrer
gesprochenen Textpassagen, die aus zwei größeren Teilen bestehen. Bei der akustischen Realisierung des Textes wurde fast ausschließlich mit Sylvie Rohrers Stimme gearbeitet, mit Ausnahme kurzer Instrumentaleinspielungen. Auf den Einsatz weiterer akustischer Mittel verzichtet.
Entsprechend dem Theatertext thematisiert die Hörspielfassung Zwangsprostitution (
Prostitution
) sowie die Geschäftssprache der Zuhälter, die die
Körper
der in die Prostitution getriebenen
Frauen
wie Waren handeln (
Gewalt
,
Kapitalismus
).