„Trigger your text“ – „Wolken. Heim“
Eine interaktive Computerinstallation
Installation
Installation
Jelineks Theatertext
Wolken.Heim. (1988)
Installation:
Hannes Franz
Programmierung der Installation:
Gottfried Hüngsberg
(unter Verwendung der Stimme von
Barbara Nüsse
auf der
Wolken.Heim.
-CD des Steidl-Verlages 1993)
16.4.-7.5.1993
Literaturhaus Wien
18.9-17.10.1993
(im Rahmen der Ausstellung Künstliche Spiele)
9.-18.11.1993
Magazin 4
, Bregenz
21.-25.6.1994
(im Rahmen des Schwerpunkts Intelligente Ambiente)
4.-28.4.1995
Literaturhaus Salzburg
10.-16.10.1995
Frankfurter Buchmesse
(anlässlich des Österreich-Schwerpunktes am Messestand der Interuniversitären Arbeitsgruppe Sprache, Literatur, Kultur im Wandel ihrer medialen Bedingungen der Universität Köln)
17.10.-10.11.1996
Kulturhaus der Stadt Graz
22.7.-19.9.1997
Literaturhaus Wien
4.7.-28.8.1998
Literaturhaus Salzburg
(im Rahmen der Ausstellung
Elfriede Jelinek: Echos und Masken
anlässlich des Jelinek-Schwerpunktes bei den Salzburger Festspielen 1998)
28.9.-26.10.1998
Universitätsbibliothek, Antwerpen
„wörter brauchen keine seiten“ LITERATUR + MEDIEN. … literarische Projekte jenseits des Mediums Buch – im öffentlichen und im elektronischen Raum …
Wien
:
Literatur + Medien
1994
.
Diese Video-Dokumentation gibt einen Überblick über das Projekt wörter brauchen keine seiten . Jelinek äußert sich darin zur Installation, die auch zu sehen ist.
Jelineks Essay
Trigger your text (1993) (1993)
Zwei 3m hohe, geschwungene Silhouettenformen stehen als Pendants zueinander versetzt im Raum. Während die hintere Form an der Wand lehnt, ist die
vordere freistehend platziert. Die beiden gedrungenen Aluminiumfigurinen sind mit einer empfindlichen, orange-roten Polyamidbeschichtung überzogen,
die durch elektrostatische Beflockung aufgetragen wurde. Die scherenschnittartigen Gebilde wecken die unterschiedlichsten Assoziationen von
anthropomorphen Anklängen, über barocke Altarprospekte bis hin zu fernöstlichen Schreinen. Der davor aufgestellte meterhohe Zylinder, auf dem ein
Bedienungshebel angebracht ist, erinnert formal an eine Kerze. Dies trägt in entscheidendem Maße zu dem hieratischen und sakralen Charakter der
Installation bei. Über den Joystick kann der Betrachter ein aggressives Videospiel, welches auf das Totschlagen virtueller Fliegen abzielt, auf einem der beiden in
die Silhouettenform eingebauten Monitore steuern. Je nachdem wie mit der Fliegenklatsche umgegangen wird, gelingt es dem Spieler, eine Auswahl von
drei Kapiteln aus Elfriede Jelineks Buch „Wolken. Heim“ [sic] auf dem zweiten Monitor abzurufen. Die Steigerung des Schwierigkeitsgrades ermöglicht es,
in weitere Textebenen vorzudringen, die nach dem System des deutschen Idealismus aufgebaut sind – der „reinen“ Idee, der „politischen“ Idee und der
„praktischen“ Idee. „Meine Theatererfahrungen der letzten Jahre haben mich dazu gebracht, grundsätzlich über die Vermittlung von Literatur nachzudenken.
Durch meine Beschäftigung mit Computerkunst, überhaupt mit den neuen elektronischen Medien, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß neue Formen der
Literatur gefunden werden müssen, in denen der Rezipient von Kunst selbst auch in das Material, das ihm vermittelt wird, eingreifen können muß. Das
Kunstwerk soll seine eigene Rezeption bereits enthalten! Und gleichzeitig wird der Betrachter ein Teil des Werks.“ (Elfriede Jelinek)
„Trigger your Text“ – „Wolken. Heim“ wurde für das Projekt wörter brauchen keine seiten entwickelt, das von Literatur + Medien (Konzept:
Christine Böhler
,
Bernhard Fetz
) organisiert wurde. Dieses Projekt, bei dem es um Formen literarischer Artikulation abseits der klassischen Medien Buch und Theater im elektronischen und öffentlichen Raum ging, fand vom 16.4. bis 7.5.1993 in Wien statt (
Literaturhaus
, Westbahnhof, Kunsthalle am Karlsplatz, Z-Netz, Literaturnetz, Plakate).
Die Installation, die nicht mehr erhalten ist, bestand aus einem Computerspiel, bei dem der/die SpielerIn Texte aus dem Theatertext
Wolken.Heim.
gewinnen konnte. 128 Textfragmente waren gespeichert, die drei Gruppen (1. Die „reine Idee“, 2. Die „politische Idee“, 3. Die „praktische Idee“) zugeordnet waren. Diese Gruppen wurden in jeweils drei „Härtegrade“ unterteilt, sodass insgesamt neun Gruppen zur Verfügung standen. Vor Spielbeginn wurde die Installation im Vorspann vorgestellt, eine Aufforderung zum Spielen eingeblendet und eine Gebrauchsanweisung angezeigt. Das eigentliche Spiel bestand im „Fliegenklatschen“: mittels Joystick mussten möglichst viele Fliegen erschlagen werden, ohne von den Fliegen in eine Ecke gedrängt zu werden. Die Belohnung bestand aus Textausschnitten aus
Wolken.Heim.
. Das Spielverhalten bestimmte die Textebene des Gewinns: „Wenn man unaggressiv spielt, bekommt man einen lyrischeren Text – vielleicht von
Hölderlin
oder
Kleist
. Hat man aggressiv gespielt, erhält man einen aggressiveren Text von
Goebbels
oder
Heidegger
“, so Jelinek in der Videodokumentation „wörter brauchen keine seiten“ LITERATUR + MEDIEN. Wenn man nicht spielte, wurden Videoclips und Textbeispiele angezeigt, und die Installation lud in bestimmten Abständen zum Spielen ein.
An der Installation ist Jelineks Interesse an neuen Formen der Literaturvermittlung ablesbar. Die Thematik von
Wolken.Heim.
,
Fremdenfeindlichkeit
vor dem Hintergrund eines nationalistischen Heimatbegriffs (
Nationalismus
,
Heimat
,
Deutschland
), der sich u.a. aus der
Philosophie
des Idealismus ableitet, bestimmt auch diese Installation.